Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Von heute ab haben wir aber auf die Führung unserer aus- 
wärtigen Angelegenheiten verzichtet. Die Entente besorgt 
alles; bis sie die Geschäfte endgültig übernimmt, dauert es 
noch einige Monate. Inzwischen regieren in ihrem Auftrage 
Erzberger, Müller, Cohn und Genossen. 
Was beute namens der Rechten Traub und Kahl in Erklä- 
rungen von erschütternder Größe zu diesem weltgeschichtlichen 
letzten Augenblick vorbringen, das schallt herauf wie die Glocken 
Vinetas, der versunkenen Stadt. Noch einmal packt uns der 
Schauer verlorener alter Herrlichkeit, ergreift uns das Ge- 
denken an den zertrümmerten ZJahrhundertbau der Bäter. 
Weh dir, daß du ein Enkel bist! Hingerissen spenden auch die 
Zuhörer auf den Rängen des Theaters beiden Rednern ihren 
Beifall. Der Präside Fehrenbach aber schwenkt seine Ord- 
nungsklingel und droht, die Tribünen ob dieser Versündigung 
an der Mojestät des Parlaments räumen zu lassen. 
Noch in der allerletzten Sekunde möchte man der äußersten 
Schmach entgehen, greift man nach einem Strohhalm. Aur 
aus dieser verzweifelten Stimmung derer, die unsäglich um 
ihr Volk leiden, ist es zu erklären, daß die Deutschnationale 
Volkspartei in dieser Sekunde den Antrag einbringt, man 
solle unter der Bedingung unterschreiben, daß die Entente 
einwillige, die Ausführung der Strafparagraphen, die Aus- 
lieferung des Kaisers und Hunderter von Offizieren, Staats- 
männern, Beamten, ja sogar Gelehrten, binauszuschieben, bis 
sie das Gutachten der ersten Zuristen der neutralen Welt dar- 
über eingeholt habe. Das soll eine goldene Brücke für die- 
jenigen Engländer sein, die selber der Ekel über diese Henkers- 
arbeit schüttelt. Aber die Mehrheit wittert darin nur eine 
parteipolitische Falle und macht Skandal, argen Skandal. 
Daß der Antrag taktisch falsch gewesen ist, so ehrlich und glühend 
vaterländisch er auch gemeint war, zeigt sich schon darin, daß 
sogar ein Teil der Fraktion der Deutschen Volkspartei, die 
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