Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

stimmender Faktor sein und Stück um Stück aus der Ver- 
fassung heraussprengen. Sicher ist nichts mehr, wenn nicht 
einmal die Verfassungemacher selber Achtung vor ihrem 
Werke haben und es verleugnen. Insbesondere die Werk- 
leute des neuen Staates, die Beamten, sehen nun ihre ver- 
brieften Rechte verböhnt. Was man ihnen bietet, das sind 
schöne Worte, sonst nichts. Ees ist begreiflich, daß in einer 
Znterpellation der Parteien der Rechten diese Besorgnisse 
heute zu lebhaftem Ausdruck kommen. 
Die Antwort, die der sozialdemokratische Innenminister 
Danvid erteilt, ist so fahrig wie die nervöse Anpreisung eines 
zahlungsunfähigen Geschäfts, für das der Chef nach dummen 
Teilhabern sucht. Er spricht von den glänzenden Aussichten, 
die die Beamten in dem freien Volkestaat hätten. Herrlichen 
Zeiten gingen sie entgegen. Sie seien nicht mehr Ocbjekt, 
sondern Subjekt der Gesetzgebung. Sie dürften im Parla-- 
ment frei und ungehindert opponieren. Sonderbar, höchst 
sonderbar. Als früher die agrarischen „Kanalrebellen“ gerade 
wegen Opponierens ihrer Amter entsetzt wurden, da jubelte 
die gesamte Linke. Sie ist also doch wohl nicht grundsätzlich 
für die Freiheit der Opposition. Richt einmal innerhalb der 
eigenen Partei. „Wer sich nicht fügt, der fliegt!“ heißt es 
bei den Sozialdemokraten. In der Staatsverwaltung haben 
sie es doch auch jetzt überall so gemacht und erprobte Beamte 
bisweilen sogar durch übelbeleumdete Subjekte ersetzt, die 
nur den einen Vorzug hatten, aus den Reihen der eigenen 
Partei zu stammen. Auch sind unter dem neuen System 
sämtliche obersten Stellungen dem Beamtentum genommen 
worden. Schon der Unterstaatesekretär, der Minister erst recht, 
kommt aus der Partei, und der Beamte, der jahrzehntelang 
umsonst gelernt und studiert und gedient hat, darf ihn ge- 
borsamst umschwänzeln. In der Hauptsache haben die Inter- 
pellanten gefragt, wie es mit der Sicherung des materiellen 
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