Lob für die Vorlage, der im übrigen grundsätzlich alle Par-
teien zustimmen, nur bei den Mehrheitesozialisten. Die
Redner aller bürgerlichen Fraktionen bezweifeln, sosehr sie
die kommende wirtschaftliche Notwendigkeit der Bereinheit-
lichung des Kraftversandes einsehen, den finanziellen Erfolg
der Maßregel in unserer Zeit der furchtbarsten Teuerung.
Das Reich, das heute viel leichtherziger Milliarden ausgibt
als früher Millionen, stellt eine Milliarde Mark für den
elektrischen Reichsdraht zur Berfügung. Aber nicht nur der
Fachmann der Deutschen Volkspartei, Geheimrat Weidt-
mann, sondern auch Abgeordnete anderer Fraktionen finden,
daß ungezählte Milliarden notwendig sein würden; und auch
dann sei die Rentabilität noch sehr zweifelhaft, da Staats-
betriebe immer teurer arbeiten als private, wie man an den
Saargruben und anderen Unternehmungen sähe. Am wenig-
sten entzückt von dem Gesetze ist die demokratische Partei,
deren Wortführer Dr.-Ing. Wieland die Schwächen des
überhasteken Entwurfes darstellt und statt des alleinigen
Staatsunternehmene, das die bestehenden Uberlandzentralen
aufkaufen müßte, eine gemischtwirtschaftliche Gesellschaft emp-
fiehlt, in welche gegen Gewährung von Aktien die verschie-
denen Elektrizitätswerke des Reiches, der Gemeinden, der
Privatgesellschaften eingebracht werden sollten. In einem
Ausschuß von 28 Mitgliedern, an den die Vorlage verwiesen
wird, kann man sich weiter darüber unterhalten. Da wird
denn auch praktische Arbeit geleistet werden, während heute
noch der Sozialdemokratie, wie aus der Rede ihres Abgeord-
neten Kahmann hervorgeht, der gelernter Mechaniker und
Gemeindeältester in Potschappel ist, nur an der agitatorischen
Wirkung etwas liegt: Seht, wie schnell und wie gewaltig
wir den Kapitalismus sozialisieren!
Unter dem sogenannten alten System hat man das alles
schon gekannt, hat man das Postregal und die Staateeisen-
280