Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Vermögen nur ein winziges Fettauge auf der riesigen Wasser- 
suppe sind. Schöpft man es ab, um es in Portionen zu zer- 
legen, so hat so recht niemand etwas davon. Wir brauchen 
die Vermögen, damit sie unsere gesamte Volkswirtschaft be- 
leben. Bon den Steuern aber gilt dasselbe wie von dem 
Umsatz des Kaufmanns: die Masse muß es bringen. Wird 
im Laden eine einzelne Ware mit einem ungeheuerlichen 
Preise ausgezeichnet, so bleibt sie unverkäuflich, aber der 
kleine Aufschlag auf sämtliche Massenartikel bringt Geld. 
Das ist so ein Stückchen Lebensweisheit, das sich gegenüber 
aller Steuertaktik der Parteien immer wieder durchsetzt. Mit 
sozialistischer Moral ist da wenig zu machen. So müssen denn 
auch die heute Regierenden sich zur Billigung der indirekten 
Steuern bequemen, die die breite Masse des Volkes treffen, 
denn anders kann man nicht regieren. 
Wir stehen erst am Anfang einer langen Reihe von Steuer- 
schöpfungen, die zuletzt doch darauf hinauskommen müssen, 
daß die Steuern erarbeitet werden. Geld oder Besitz ist 
aufgespeicherte Arbeit früherer Geschlechter. Damit ist sehr 
schnell aufgeräumt, denn dieser Vorrat ist im Vergleich zur 
laufenden täglichen Arbeit ganz winzig. Man kann, um unter 
allen Umständen sozial zu erscheinen, die sogenannten starken 
Schultern enorm belasten, beispielsweise den vermaledeiten 
Hausbesitzer, aber aus der von seinen Einwohnern erarbeite- 
ten Miete wird das doch wieder getragen. Es bleibt dabei: 
neue Steuern bedeuten neue Arbeit für das ganze 
Volk. Die Steuern für die Entente stehen dabei noch gar 
nicht auf der Tagesordnung. Beginnt über Jahr und Tag 
deren Erpressung, dann werden wir vom Sechsstundentag 
nicht mehr reden, sondern den Zwölfstundentag bekommen. 
Vorerst wird wahllos jeder erreichbare Gegenstand, jedes 
Geschäft, jede Tätigkeit besteuert. Das neue Grunderwerb- 
steuergesetz, das heute in zweiter Lesung beraten wird, sieht 
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