Erzberger endlich reden werde. An der Börse für Eintritts-
karten zur Nationalversammlung notiert man nämlich ver-
schiedene Preise je nach den voraussichtlichen Rednern in der
Sitzung. Am meisten „gefragt“ war lange Zeit hindurch die
Zietz. Jetzt ist in dem großen Popularitätsrennen Erzberger
ihr schon an die Gurten gekommen und wird, wenn wir bei
der Rennsprache bleiben wollen, ihr bald die Hufe zeigen.
Es ist eine Art Kitzel, der an solchen Tagen die Leute zur
Nationalversammlung treibt. Jedermann, wohl auch Erz-
berger selbst, weiß es, daß es nicht nur in der Burschenschafter-
bewegung „Unbedingte“ gab, die zu jeder Tat bereit waren,
sondern daß auch heute manches Gehirn wie ein Kohlen-
meiler glüht. Die Landesjäger waren schon drauf und dran,
Erxzberger zu hängen, und es ist gar nicht ausgeschlossen, daß
irgendein Fanatiker einmal den Versuch mit mehr Erfolg
wiederholt. Da ist es denn — nicht wahr, gnädige Frau —
fabelhaft interessant, wenn man diesen Mann vorher hat
reden hören oder, wenn man nicht zuhört, durch das Opern-
glas sich mindestens seinen Hals angesehen hat.
Die Rede Erzbergers zum Reichsnotopfer und den übrigen
großen Steuern ist heute fällig. Man erledigt vorher schnell
durch Annahme das Zündholzmonopol und die Spielkarten-
steuer. Ganz zu Anfang aber gibt der Außenmüller Antwort
auf eine kleine Anfrage Graefes, wie es um die Rücksendung
unserer deutschen Kriegsgefangenen stünde. Eine lange Ant-
wort mit Verlesung zahlreicher deutscher Eingaben, die den
Eifer der Regierung in der Sache erweisen sollen. Wer
etwas anderes behauptet, der ist schamlos, sagt Herr Müller.
Nur gemach! Eifer bezeigt auch der dumme August beim
Teppichrollen im Zirkus, aber in der Tat hilft er nicht dabei,
sondern hindert nur; und wir sind so schamlos, zu behaupten,
daß die Regierung, die durch ihren Waffenstillstand das ganze
Unglück unserer armen Gefangenen überhaupt angerichtet
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