spazierenfahren, so wollen wir das anziehende und hinan-
ziehende Ewig-Weibliche nicht stören, indem wir etwa von
Benzin und Bereifung und Steuerlasten sprechen. Man
würde wirklich unseren neuen Gewalthabern von Herzen
gerne alles gönnen, — wenn nur endlich der beschworene
„Geist von Weimar“" sich auf die Mehrheitsbänke herabsenkte
und wir Reden zu hören bekämen, die weniger platt und
weniger parteispießerisch wären. Fischer-Berlin prägt den
Satz, daß das neue Oeutsche Reich mit dem alten nur den
Namen gemein habe, sonst nichts, und auch dieser Name
müsse verschwinden. Statt „Deutsches Reich“ solle man
„Deutsche Republik“ in die Verfassung setzen. Das alte
Preußen habe nie einen Kulturfortschritt ermöglicht, das
bisherige Deutsche Reich habe in seiner ganzen Geschichte
nur Gewalt und Unrecht, sagt dieser vom Rampenlicht
erleuchtete Kopf. Was Weltgeschichte ist, weiß er anscheinend
überhaupt nicht, wie man auch kaum von ihm verlangen kann,
daß er das Naturgesetz von der Erbaltung der Kraft kennt,
das in gleicher Weise für das geistige und politische Gebiet
gilt: wir erleben Umwandlungen, nicht Neuschöpfungen.
Oie Volksrede, die Fischer von sich gibt, wird von einem
sicher sehr geistvollen Bortrag Spahns abgelöst. Er ist immer
noch da, der alte Spahn, obwohl sein intimster Gegner, Erz-
derger, noch im Oezember es als öffentliches Geheimnis
jedem erzählte: „Spahn und Gröber kommen nicht wieder!“
Er ist noch da, aber leider mit seinen Stimmitteln nicht auf
der Höhe. Aur bin und wieder hört man, während die von
den Bänken abgewanderten Abgeordneten mit der Hand am
Ohre ihn dicht umstehen, das eine oder andere Wort, nämlich
die Worte „einerseits“ und „andererseits“ mit der ersterbenden
Stimme des alten Grafen Moor aus dem Hungerturm.
Nach der bisherigen Ordnung des Hauses müßte nun den
Reigen der Volksredner in der Vormittagssitzung als Ver-
71