Schon sieht des Oberstaatsanwalts düstere Ahnung die Be-
antragung eines Meineidsverfahrens heraufziehen. Um in
Deutschland einen Politiker unmöglich zu machen, genügt es
heute nicht, ihm nachzuweisen, daß er durch seine geschäftliche
Skrupellosigkeit sich selber bereichert, durch seine staats-
männische Unfähigkeit Volk und Vaterland ins Unglück ge-
stürzt hat; solange er nicht zuchthausreif ist, suspendiert ihn die
republikanische Regierung nicht vom Amte.
Hapag-Aktien.
323. Februar.
Innerlich keucht er. Außerlich markiert er noch den Un-
gebrochenen, obwohl die Stimme zuweilen schon versagt und
nur noch eine Art heiseren Bellens hergibt. Erzberger fühlt
sich offenbar um den Hals berum etwas beengt; Helfferichs
Lasso sitzt fest und wird noch immer fester angezogen, und
dabei soll man nun Galopp laufen und über stachlige Fragen
springen.
Oft mißlingt der verzweifelte Sprung. Dann wird der
Zeuge Erzberger weitergeschleift, daß ihm Hören und Sehen
vergeht. Ein Schauspiel zum Erbarmen.
Aber der unbeholfene junge Mann aus dem Reichs-
wirtschaftsministerium, der mich dieser Tage im Moabiter
Korridor aufsuchte und an mein menschliches Mitgefühl mit
dem Gehetzten appellierte, ist von seinem Auftraggeber doch
vergeblich zu „A.“ gesandt worden. Vor dem Kriminal-
gericht stehen die Schatten von Hunderttausenden nutzlos hin-
geopferter deutscher Männer in wimmelndem Gedränge bis
hoch binauf in die Lüfte und harren des Urteils über den
Mann, der Siegverhinderer und Friedensverderber war. Ihr
Blut kann er mit dem kostbarsten Aktienpapier nicht von seinen
Händen wischen. Not und Elend unseres versklavten Volkes
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