habe, was in der damaligen Lage ärgster Landesverwat war,
hat er bisher mit der Behauptung zu entkräften versucht,
diesen kaum mehr geheimen Bericht habe ihm das deutsche
Auswärtige Amt auf Bethmann Hollwegs Befehl gegeben.
Auch das war eine Lüge.
In Bethmann Hollweg, der heute Zeugnis ablegen muß,
tobt ein Vulban. Wie Blitz und harter Donnerschlag fallen
seine Aussagen in die stickig-verlogene Atmosphäre und machen
sie endlich rein. In der Hohenfinower Zeit hat Bethmann, der
„Philosoph“, viel von des Gedankens Blässe verloren, hat
rote, rissige Bauernfäuste bekommen und eine leidenschaftliche
Bauernwut gegen die Schieberpolitik seiner einstigen Mehr-
heit. Er explodiert fast als Wahrheitskünder.
Er hält es in den Pausen, in denen andere vernommen
werden, hinten auf den Zeugenstühlchen nicht aus.
Er steht.
Er schiebt sich nach vorn.
Es ist, als wolle er immer noch viel mehr sagen, das
ganze Lügengebäude, in dem er einst gefangen saß, jetzt zer-
trümmern.
Der Mehrdheitspolitiker Staatssebretär a. D. Solf hann,
so gern er es möchte, Erzberger nicht entlasten. Die Eide von
Bethmann, Lewald, Stresemann, Spahn, v. Harbou bäumen
sich gegen Erzberger. Wieder gibt der eigene ehemalige
Fraktionsführer, Spahn, dem jetzigen Reichsfinanzminister
den Todesstoß. Im Kreuzverhör erwidert er auf jede Frage
Helfferichs „Jawohl!“ oder „Das ist richtig!“ oder „Das muß
ich bestätigen!“, während er Erzbergers Einwände achsel-
zuckend mit einem „Nein!“ oder „Das ist mir ganz neu!“ oder
„Da täuschen Sie sich!“ beantwortet. Das wird dem alten
Peter Spahn sicherlich nicht leicht. Seine Stimme sinkt immer
mehr zum Flüstern herab. Mitunter zuckt er auch nur noch
wortlos die Achseln und wendet bangsam den Kopf.
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