Der rechts stehende Helm, der Linie Reuss-Gera zuge-
hörig, trägt als Kleinod einen in die Helmdecke übergehenden,
von Silber und Schwarz gespaltenen Brackenkopf, während der
linksstehende Helm mit rot-goldener Decke, das Kleinod von
Kranichfeld, einen stehenden, von gold-silber-rot-silber-rot-gold-
silber-rot, also achtfach schräg links gestreiften Kranich mit gol-
denem Schnabel und Füssen zeigt.
Der Schild wird von zwei, auf einem Postamente stehenden,
von Schwarz über Silber, also in den Schildfarben geteilten,
rücksehenden Löwen gehalten. Das lichtblaue Devisenband trägt
in goldenen Lettern die Inschrift: »ICH BAU AUF GOTT«.
Das Ganze erscheint unter einem purpurnen, mit Hermelin ge-
fütterten und mit goldenen Schnüren aufgezogenen Wappenmantel,
der aus einer halb mit Purpur gefütterten Spangenkrone
herabfällt.
Als Vorlage für unsere Zeichnung diente eine vom hohen Fürst-
lichen Ministerium zu Gera uns gütigst übermittelte Darstellung des
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Reussischen Staatswappens. Herr Archivar Dr. B. Schmidt in Schleiz war
so freundlich, für den historischen Teil uns seine Abhandlung über das
Reussische Wappen (Festschrift des Voigtländisch. altertumsf. V. 1892)
zur Einsicht zu übersenden.
Se. Durchlaucht, der sowveräne Fürst Reuss, Graf und
Herr zu Plauen, Herr zu Greis, Kranichfeld, Gera, Schleiz und
Zobenstein etc., ferner die Mitglieder des fürstlichen Hauses, wie
auch der jeweilige Fürst und die Prinzen der Paragiats-Linie
Reuss-Köstritz (von Heinrich I. 1692 für Heinrich XXVII. ge-
gründet) führen dasselbe Wappen wie der Staat.
Die Kinder aus der Ehe Sr. Durchlaucht des Prinzen Hein-
sich XXVI. (Reuss-Köstritz) mit Victoria, Gräfin von Fürstenstein, ver-
mählt am ıg9. November ı885, [ühren infolge eines Familienüberein-
kommens vom Jahre 1887 das reussische Familienwappen und den Titel
Grafen und Gräfinnen von Plauen mit dem Prädikate »Erlaucht« Die
Söhne sind successionslähige Mitglieder des Hauses Reuss j. L.
FÜRSTENTUM REUSS ÄLTERE LINIE.
(REUSS— GREIZ.)
D” Fürstentum Reuss ältere Linie führt als Staatswappen die-
selben Wappenbilder wie die vorher beschriebenen, nur
Fig. 95. Staatswappen des Fürstentumes Reuss ä. L.
stützt sich dieses Wappen mehr auf den josefinischen Wappen-
brief, während Reuss j. L. den älteren Wappenbrief von 1561
so viel als möglich festgehalten hat.
Wie unsere Abbildung (Figur 95) zeigt, tragen alle
Löwen im Wappen des Fürtentumes Reuss 3. L. Doppelschweife,
die Schildhalter sind den Löwen im Schilde entsprechend golden
tingiert.
Das färstliche Hofmarschallamt in Greiz war so gültig, uns nähere
Mitteilungen über das Staatswappen zukommen zu lassen und ist nach
diesen dic nebenstehende Zeichnung aulgerissen.
Im Siegel Sr. Durchlaucht des souveränen Fürsten Reuss
ä. L. Heinrich XXII. aus dem Jahre 1884 erscheinen die schild-
haltenden, nicht rücksehenden und doppeltgeschwänzten Löwen
auch noch mit Fürstenkronen geschmückt; den Schild umschliesst
die Collane des ungarischen St. Stephansorden.
Die Kraniche in diesem Siegel sind nicht schreitend, son-
dern in der allbekannten Stellung, mit dem rechten Fusse einen
Stein haltend, dargestellt. Der Kranich ist das Symbol der
Wachsamkeit und Konrad von Megenberg (1350) erzählt, —
»die Kranch tailent ir schiltwacht des nahtes unter sich, als6 daz
ie der zehend Kranch wachent beleibt, und ir iecleicher der
wacht der zeuht ainen fuoz auf von der erden und nimt ain
stainl dar ein und stet auf dem andern fuoz. wenne daz stainel
vellt, sö erwacht er und schreit. also behuett er sich, daz er
iht släf —.«
Diese Stellung des Kranich ist aber für Reuss ohne histo-
rischen Hintergrund, weil der Vogel in den ältesten Siegeln des
Hauses ohne den Stein, auf deiden Füssen stehend, erscheint.
Se. Durchlaucht, der regierende Fürst Reuss ä. L., führt
denselben Titel, wie er bei Reuss j. L. angegeben wurde, ja
auch denselben Namen, da alle Mitglieder des Geschlechtes in
allen Linien schon seit Heinrich dem Tapfern (1143) den Namen
Heinrich tragen. Die ältere Linie zählt dabei bis 100, die jüngere