Full text: Deutsche Wappenrolle.

zeitig vor; die meisten Rosen in den Wappen der Züricher 
Rolle sind mit grünen Bärten geschmückt. 
Weiland Se. Durchlaucht, der regierende Fürst zur Lippe etc. 
führte das grosse sowie das kleine Staatswappen, gewöhnlich 
wurde aber nicht der Fürstenhut, sondern eine fünfbügelige, halb 
mit Purpur gefüllte Krone benützt, wie sie auf Tafel XV. bei 
Reuss zu sehen ist. 
Die beiden erbherrlichen Linien: Lippe-Biesterfeld (ältere 
Linie), gestiftet 1736 vom Grafen Friedrich Carl August, und 
Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld (jüngere Linie), gestiftet von des 
vorigen Bruder, Grafen Ferdinand Ludwig, führen den Titel „E£r- 
/aucht“ und nennen sich „Graf und Edler Herr zur Lidpe- 
Biesterfeld resp. Weissenfeld“, 
Das Wappen ist bei beiden Linien gleich: Schild geviert; 
in I u. 4 die rote Rose in Silber, in 2 u. 3 ein sechsstrahliger 
goldener Stern mit der Schwalbe in Rot. Der gekrönte Spangen- 
helm mit rot-silberner Decke trägt einen silbern-roten Flug, 
zwischen den Flügeln die Rose. Mitunter werden auch die 
Helme von Schwalenberg und Sternberg noch dazu gestellt. 
Als Schildhalter dienen die Engel mit Palmzweigen, bei 
Biesterfeld mit den Heroldsröcken, bei Weissenfeld mit weissen 
Veberwürfen bekleidet. 
  
Fig. 101. Kleines Staatswappen 
von Lippe. 
Fig. 102. Stammwappen der Edlen 
Herren zur Lippe. 
Hier sei auch der gräflichen Linie Zippe-Biesterfeld-Falkenflucht 
gedacht, gestiftet von Graf Ludwig Heinrich zur Lippe-Biesterfeld, der 
mit Elisabeth Christine Keller morganatisch vermählt war. Kurfürst Karl 
Theodor von Pfalz-Bayern erhob die Dame zur Freifrau von Falken- 
flucht (26. September 1790) und durch ein weiteres Diplom vom 27. Juni 
1792 zur Reichsgräfin und gestattete ihren Nachkommen das mütterliche 
mit dem väterlichen Wappen zu vereinen: Schild halb gespalten und ge- 
teilt; oben Lippe und Schwalenberg (hier der Stern silbern und ohne 
Schwalbe), unten in Gold ein fliegender Falke. Auf dem Schilde ruht 
eine Grafenkrone. 
Die Hoflieferanten bentitzen das grosse Wappen, wie es 
auf Tafel XVL erscheint. 
Bei der Aufstellung des Lippeschen Staatswappens [olgten wir der 
Beschreibung des leider früh verstorbenen Gymnasiallehrers F. Köhler 
in seiner »Geschichte des fürstlich Lippeschen Wappens« (Detmold 1893), 
wobei wir die Korrekturen von sciten des Vorstandes des fürstlichen 
Landes-Archives, Herrn Archivrat A. Berkemeier, benützen konnten. 
Die edleri Herren zur Lippe, bereits 1109 nachweisbar, 
waren ursprünglich an den Ufern der Lippe sesshaft, also weit 
südlicher als die jetzigen Lippeschen Lande gelegen sind. Ihr 
Stamm und Residenzschloss, auf einer Insel der Lippe erbaut, 
hiess Lipperode, von dem noch einige Mauerreste sich erhalten 
haben. Die Herren ‘zur Lippe führten als Wappen eine rote 
Rose mit goldenem Samen im silbernen Schilde (so im Siegel 
Hermanns II. »+ SIGILLVM HERMANNI DE LIPPIA.s 1222) und 
am Helme dieselbe Figur als Kleinod, entweder direkt mit den 
Blättern’ am Helme aufsitzend, oder kurz gestielt. (Fig. 102.) 
Dieses Kleinod wurde von c. 1240 bis c. 1450 unverändert geführt. 
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Unter Simon, Herrn zur Lippe (1455), trat am Helme ein 
silberner, später roter, auch silbern-roter Flug hinzu, eine 
Doppel-Tingierung, wie sie sich bis zum heutigen Tage er- 
halten hat. 
Im Jahre 1528 erfolgte unter Simon V. eine Vermehrung 
der Wappenbilder, entsprechend dem vergrösserten Besitze des 
Hauses. Simon nannte sich zum erstenmale »Graf und Edler 
Herr zur Lippe«. 
Der Schild wurde geviert und zeigte im ı. u. 4. Felde 
die Lippesche Rose, im 2. u. 3. Felde das Wappen der Grafen 
von Schwalenberg (Swalenberg; mhd: swale = Schwalbe): in 
Rot einen achtstrahligen, goldenen Stern, auf dem eine Schwalbe 
sitzt. Es ist das Wappen der 1362 erloschenen Linie Neu- 
Schwalenberg. Alt-Schwalenberg führte einen roten Stern im 
goldenen Felde. Die Schwalbe war ein blosses Beizeichen der 
jüngeren Linie, die auch die Tinktur der Wappentigur verkehrte 
(Widerwappen), und sollte deshalb nicht so dominierend auf- 
gerissen werden. Der Stern ist die Hauptfigur, die Schwalbe 
nur eine Zuthat, die aber meistens, in Unkenntnis der Wappen- 
historie, viel zu gross gezeichnet wird. 
Die Grafschaft Schwalenberg war, laut eines abgeschlossenen 
Erbvertrages mit Ausnahme etwa eines Viertels des Besitzes, 
das an Paderborn kam, bereits in den Jahren 1322 und 1356 
an Lippe gefallen. 
  
Fig. 103. »D. greve vä sterreborch.s 
(Wappenbuch ‚van den Ersten‘ c. 1330.) 
Der Helm von Schwalenberg kam aber erst 1687, gleich- 
zeitig mit dem Helm der Grafschaft Sternberg, in das Lippesche 
Wappen. 
Die Grafen von Sternberg, deren Eigen nach ihrem Er- 
löschen 1418 an Lippe gefallen war, führten das Wappen von 
Alt-Schwalenberg, einen achtspitzigen, roten Stern im goldenen 
Felde. Heinrich I. Graf von Sternberg (} c. 1280) war ein 
Bruder Adolts I. von Neu-Schwalenberg (} 1380), beide aber Neffen 
Adolfs I. von Waldeck (T 1270), dessen Haus, eine Linie der Alt- 
Schwalenbergs, einen schwarzen Stern im goldenen Felde als 
Wappen führte. (Siehe Tafel XV.) Wir sehen also, dass diese 
drei Wappenbilder, der rote Stern in Gold, der schwarze Stern 
in Gold und der goldene Stern in Rot in naher verwandtschaft- 
licher Beziehung stehen. Im Wappenbuche »van den Ersten« 
(c. 1380) erscheint das Wappen Waldecks für die Sternbergs 
eingetragen. (Fig. 103.) 
Eigentümlicher Weise wird vom Sternbergischen Wappen 
zuerst der Helm allein in das Lippesche Wappen aufgenommen, 
der Schild folgte erst 1789, anlässlich der Kurfürstenstands- 
anerkennung des Grafen Friedrich Wilhelm Leopold. 
Das Jahr 1687 brachte die Einverleibung der beiden Schilde 
von Vianen und Ameiden, welche niederländische Herrschaften
	        
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