die Farben wurden wahrscheinlich aus dem alten Uracher Schilde
abgeleitet, der über einem blausilbernen Wolkenveh (Pelz) mit
roten Querbalken einen roten Löwen in Gold zeigte (bis c. 1239).
Die drei Löwen, das Wappen der Hohenstaufen, wurden von
Kaiser Otto IV. bei seiner Krönung in Rom, 1209, zum ersten-
male nachweisbar geführt, und dürften ihren Ursprung in dem
Welfischen Löwen finden.
Matheus von Paris (f 1259) giebt die Löwen golden in Rot
an, nach anderen sollen sie rot in Gold gewesen sein. Konrad
von Mure dagegen spricht von schwarz in Gold und in dieser
Tinktur sind sie auch zumeist geführt worden.
Bei Aufstellung des jetzigen Staatswappens hat mıan die
rechten Vorderpranken der Löwen rot tingiert, und zwar mit Be-
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zug zu jener Sage, die erzählt, dass man die roten Löwen der
Hohenstaufen nach der im Jahre 1268 zu Neapel erfolgten Hin-
richtung des letzten Hohenstaufen Konradin aus Trauer schwarz
gefärbt und nur die rechten Vorderpranken blutig rot gelassen
habe. ‘In der Blasonnierung des Staatswappens, im Dekrete von
30. Dezember 1817, wird dieser sonderbaren Tingierung nicht
Erwähnung gethan, nur in der beiliegenden Abbildung erscheint
- der schildhaltende Löwe mit roter Pranke. Im Wappenbilde, das
dem Konzepte dieses Dekretes beiliegt, sind alle Löwen mit
roten Pranken versehen. In neuerer Zeit hat man von dieser
heraldischen Spielerei Abstand genommen und führt die Löwen
vollständig schwarz. Die Farben des Devisenbandes sind aber
jedenfalls dieser düstern Historie entsprungen.
FREIE UND HANSESTADT LÜBECK.
D)* Grosse Staalswappen (Fig. 121) zeigt im goldenen Schilde
einen rotbewehrten, schwarzen Doppeladler, mit einem
von Silber über Rot geteilten Herzschilde belegt. Der gekrönte
Spangenhelm mit rot-silberner Decke trägt einen wachsenden,
Fig. 121. Grosses Staatswappen von Lübeck.
rotbewehrten, schwarzen, einköpfigen Adler. Als Schildhalter
dienen zwei naturfarbene Löwen, die auf einem ÖOrnamente
stehen.
Das Kleine Staatswappen (Tafel XVII) bildet ein schwarzer,
rotbewehrter Doppeladler mit einem von Silber über Rot ge-
teilten Hlierzschilde belegt, doch kommt auch der Herzschild
allein hie und da zur Anwendung.
Das Siegel mit dem grossen Staatswappen wird nur für
Schreiben des Senates nach auswärts und bei Senatsverfügungen
benützt. Alle Staatsinstitutionen und Behörden benützen nur
den Doppeladler allein.
Lübeck, das alte Liubice (1066), 1138 verwüstet, wurde
1143 vom Grafen Adolf von Holstein als deutsche Stadt im
Slavenlande wieder aufgebaut und 1226 vom Kaiser Friedrich II.
zur freien Reichsstadt erhoben, als die sie auch an der Spitze
des mächtigen Hansabundes stand, der bis zur zweiten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts nicht nur im kaufmännischen, sondern
auch im politischen Leben eine so grosse Rolle gespielt hat.
Die alten Siegelbilder der Stadt aus dem XII. Jahrhundert,
die bis zur zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts im Gebrauche
blieben, zeigen ein Segelschiff, in dem zwei Männer sitzen, von
denen einer das Ruder führt. An der Spitze des Mastes er-
scheint ein Flüger, der bereits 1280 eine Querteilung zeigt.
Das alte Stadtwappen, der von Silber über Rot geteilte Schild,
scheint also diesem Flüger seinen Ursprung zu verdanken.
Der Doppeladler, jedenfalls als der deutsche Reichsadler
anzusprechen, ist bereits auf den während des zweiten Krieges
gegen Waldemar IV., König von Dänemark (1367 — 1370), aus-
gestellten Pfundzollquittungen nachzuweisen. Die Sachsenchronik
von 1492 bringt den Doppeladier mit dem Herzschildchen ° in
einem goldenen Felde zur Darstellung.
1574 findet sich eine Abbildung des grossen Staatswappens
ganz so wie unsere Fig. I2I zusammengesetzt, nur ruht auf dem
Helme eine grosse Bügelkrone, hinter der der Adler empor-
wächst. Sämtliche Adierköpfe in diesem Bilde sind nimbiert.
Dieses Helmkleinod ist aber nicht so alt, denn noch im XV. Jahr-
hunderte trug der Helm eine Anzahl Fähnchen in den Farben
des Herzschildes.