Die Zeichnung des deutschen Reichswappens, die von der
Behörde als Vorlage ausgegeben wurde, war leider, was ihren
künstlerischen Wert anbelangte, nicht besonders hoch stehend.
Die Krone mit ihren nach Aussen überhängenden Platten, der
Adler mit seinen wulstigen Fängen, der viel zu gross geratene
Herzschild sahen recht schwerfällig aus und das Wappen ge-
wann erst seine heraldisch-korrekte Form, als im Jahre 1889
eine Neuzeichnung von der Hand des Professors E. Döpler d. ].
erschien, der sie in Allerhöchstem Auftrage durchgeführt hat.
Die Kronenplatten wurden senkrecht gestellt, die Dependenzen
fielen nicht mehr aus dem Innern der Krone, sondern vom
hinteren Rande der Krone herab. Der Herzschild wurde auf
eine entsprechende Grösse reduziert und die Ordenskette um
den Hals des Adlers gelegt. Die Schwierigkeit der Darstellung
der preussisch-hohenzollernschen Wappenfigur in dem kleinen
Brustschilde konnte natürlich ‘nicht behoben werden, sie wird
deshalb stets ein wunder Punkt dieses Wappens bleiben und
so manchen Zeichner zur Verzweiflung bringen.
Zwanzig Jahre nach der Errichtung des Deutschen Rciches
erhielt auch das Reichsland Elsass - Lothringen ein eigenes
Wappen:
»Auf Ihren Bericht vom ı0. November d. J. bestimme Ich
hiedurch als Wappenzeichen für das Reichsland Elsass-Ioth-
ringen den Reichsadler mit der schwebenden Kaiserkrone, belegt
mit einem gespaltenen Brustschilde, dessen rechte Hälfte die her-
kömmlichen Wappen des Ober- und Unter-Elsass und dessen
linke Hälfte das entsprechende Wappen von Lothringen nach
der beifolgenden Farbenskizze enthält. Sie haben hienach das
Weitere zu veranlassen.«
Neues Palais, den 29. Dezember 1891.
Wilhelm II. R.
An Meinen Statthalter in Hohenlohe.
Elsass-Lothringen.
Dieser Allerhöchste Erlass des Kaisers wurde am 9. Februar
1892 veröffentlicht und durch Ministerialverordnung bestimmt,
dass in den Diensisiegeln der Behörden des Reichslandes der
Reichsadler znveränder! weiter geführt werde.
Tafel II.
KÖNIGREICH PREUSSEN.
Das Königreich bildet ein im wesentlichen zusammenhängendes Gebiet mit mehreren Enklaven
innerhalb der von Preussen umschlossenen Staaten.
Die Kreise Schleusingen, Schmalkalden und Ziegenrück,
sowie die Exklaven Wandersieben, Hohenzollern und einige kleinere Gebietsteilce sind vom Hauptgebicte
räumlich getrennt.
as Grosse Königlich Preussische Wappen zeigt einen fünf-
mal gespaltenen und siebenmal geteilten Hauptschild mit
Schildesfuss, die Herz-, Ehren- und Nabelstelle mit gekrönten
Schilden belegt.
A. Aufder Herzstelle ruht
der königlich gekrönte Schild 5 3|1|2 4 6
des Königreiches Preussen: in 01j2
Silber ein schwarzer, goldbe- 9 mp }
wehrter, königlich gekrönter 17 J 5 Cs 16 18
Adler, in der rechten Klaue das
preussische Königsscepter, in 23 2) 135 22 23
Oo
der linken den Reichsapfel bal- |29 27 25 A 6| 28 | 30
tend. (Siehe Fig. 10 und ı1.) [10 NV
Die Sachsen der Flügel sind 35 \33|3% | 32 54 36
mit goldenen Kleestengeln be- 7 12
legt. Auf der Brust trägt der |44 139 |3A 738140 | oje
Adler den goldenen Namenszug 745 AA 8
König Friedrichs L, FR (Fride- 4 4 a]|b 36 3
ricus Rex).
B. Auf der Ehrenstelle er- Fig. 8. Schema des grossen preussischen
scheint der mit dem Kurhute Wappenschildes.
bedeckte Schild des Markeraftums Brandenburg: in Silber ein
roter, goldbewehrter Adier mit dem Kurhute auf dem Haupte.
In der rechten Klaue hält er ein goldenes Scepter, in der
linken ein Schwert. Die Flügel sind ebenfalls mit goldenen
Kleestengeln belegt. Auf der Brust des Adlers liegt ein blaues
Schildchen, in dem ein goldenes Scepter erscheint.
C. Auf der Nabelstelle ruht ein mit einem Fürstenhute
bedeckter, quergeteilter Schild. Er zeigt oben das Wappen des
Burggraftums Nürnberg: im goldenen Felde mit von Silber
und Rot zwölfmal gestückter Borde ein schwarzer, rot gekrönter
und bewehrter Löwe mit Doppelschweif; unten das Wappen der
Grafschaft Hohenzollern: von Silber und Schwarz geviert.
Die 48 Felder des Hauptschildes enthalten folgende nach
ihrem Range geordnete, von der Mittelachse des Schildes aus ge-
zählte Wappenbilder, deren Anordnung wir in dem nebenstehen-
den Schema Fig. 8 zur leichteren Auffindung in der farbigen
Darstellung notiert haben.
I) Souveränes Herzogtum Schlesien: in Gold ein schwarzer,
goldbewehrter, herzoglich gekrönter Adler mit silberner, halb-
mondförmiger Brustspange, die in der Mitte mit einem silbernen
Tatzenkreuzchen besetzt ist.
2) Grossherzogtum Nieder-Rhein: in Silber der preussische
Adler, auf der Brust ein mit einer fünfblätterigen Laubkrone
gekrönter, grüner Schild, der einen silbernen Schrägrechtsfluss
(Rhein) zeigt.