Besitz des Lehens an und schuf dadurch die Vereinigung von
Schleswig und Holstein. Adolf XL, der letzte Holsteiner aus
dem Hause Schauenburg (f 1459), vereinte die beiden Lande
auf ewige Zeiten (sup ewig ungedeelt!«), deren ewige Untrennbar-
keit auch vom König Christian I. von Dänemark (aus dem olden-
burgischen Grafengeschlechte), seit 1460 Landesherr, verbrieft
wurde. Als König Friedrich VIL 1848 dieses alte, oftmals ver-
briefte Recht durch die Einverleibung Schleswigs in Dänemark
verletzte, brach sofort ein Aufstand aus. Es folgten hartnäckige
Kämpfe, bis endlich im Jahre 1864 die Abtretung der beiden
Länder an Oesterreich und Preussen erfolgte. 1866 fiel Schleswig-
Holstein an Preussen.
Das Wappen von Holstein (Holsatia = Holz-Sassen- oder
Sachsen-land) ist jenes, das die alten Herren von Schauenburg
geführt hatten, die ıııı vom Herzoge Lothar von Sachsen mit
der Vizegrafschaft Holstein belehnt worden waren.
Im Jahre 1474 wurde die Grafschaft Holstein vom Kaiser
Friedrich II. zu einem Herzogtume des römisch-deutschen Reiches
erhoben. Näheres über das Wappen siehe bei Tafel XVI.
Zur Provinz Schleswig-Holstein gehört seit 1876 das
Hereogtum Lauenburg (Feld 20), dessen Wappenbild auch in
das mittlere Wappen des Königreichs aufgenommen wurde.
Das Lauenburgische Gebiet, das Land der slawischen Polaben,
das bereits von den Niedersachsen unter Heinrich dem Löwen
erobert worden war, kam um die Mitte des XII. Jahrhunderts
in den Besiz einer jüngeren Linie des askanischen Hauses Sachsens,
die 1689 erlosch. Von den vielen Prätendenten auf das Erbe
erhielt schliesslich Braunschweig das kleine Herzogtum, von dem
es 1705 an Hannover weiter vererbt wurde.
Auf Ersuchen der Lauenburgischen Ritter-- und Land-
schaft verlieh Kurfürst Georg IH. von Hannover laut Reskript
ddo. Hannover am 30. Juni 1779 der Ritter- und Landschaft für
ihr Siegel folgendes Wappen: ein geteilter Schild; im ersten
Felde ein laufendes Pferd und im: zweiten Felde die ver-
schlungenen Initialen L(auenburgische) R(itter) U(nd L(andschaft).
Das silberne Ross im roten Felde, das alte Wappenbild der
Niedersachsen und die bevorzugte Wappenfigur Braunschweig-
Lüneburgs, wurde bereits unter der braunschweigischen Regierung
von den lauenburgischen Behörden in den Siegeln geführt.
Im Jahre 1816 fiel Lauenburg an Dänemark. Durch königl.
Resolution vom 22. Oktober 1819 wurde für Lauenburg ein
goldener Pferdekopf in Rot in das dänische Staatswappen auf-
genommen, in dem er auch heute noch zu sehen ist. Von den
lauenburgischen Behörden wurde seit Erlass vom 28. August 1841
der mit einer königlichen Krone gekrönte Schild mit dem Pferde-
kopfe in den Siegeln geführt.
Der für Dänemark unglückliche Krieg 1864 brachte Lauen-
burg durch‘ den Frieden zu Berlin zuerst an Preussen und
Oesterreich gemeinsam, 1865 an Oesterreich und im selben Jahre
für 1875000 Thlr. an Preussen, mit dem es durch eine Personal-
union verbunden wurde.
Laut Allerhöchster Ordre vom 13. ‚November 18606 erhielt
der Pferdekopf wieder die ursprüngliche, silberne Farbe, der
rote Schild aber, der Personalunion entsprechend, eine schwarz-
silbern gestückte Borde.
Durch Allerhöchsten Erlass vom 16. August 1873 wurde
das Wappen von Lauenburg in das preussische Staatswappen
aufgenommen. ’
Durch ein Kaiserliches Kabinetsschreiben vom 20, März 1890
wurde dem Fürsten Bismarck die Würde eines Herzogs von
Lauenburg verliehen.
Das grössere Wappen der Provinz //annover zeigt im roten
Schilde ein laufendes, silbernes Pferd. Der gekrönte Spangen-
helm mit rot-silberner Decke trägt zwischen zwei rotgestielten,
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mit je sechs Pfauenfedern am Rücken der Klingen besteckten
silbernen Sicheln einen roten, goldgekrönten und oben mit einem
Pfauenwedel gezierten Schaft, vor welchem ein silbernes Pferd
läuft. Der Pfauenwedel ist mit einem goldenen, sechsstrahligen
Stern belegt. Der Ritter mit gelb-weissen Helmfedern hält die
mit rot-silbernen Schnüren geschmückte Provinz-Standarte, in
der sich das Schildbild wiederholt.
Im uittieren Wappen der Provinz trägt der Schild eine
Hersogskrone, wie solche bei Pommern angegeben wurde,
Das kleine Wappen der Provinz entspricht der Schablone
für diese Wappenform.
Das Wappenbild der Provinz Hannover ist dem Wappen
Braunschweig-Lüneburgs entnommen; siehe Näheres über das
Wappen bei Braunschweig, Tafel XVIl.
Die Herzöge von Braunschweig, Nachkommen des Welfen
Heinrich des Löwen, teilten sich im Laufe der Zeit in mehrere
Linien, von denen manche ausstarben, andere sich wieder weiter
verzweigten. Die Linie Celle teilte sich in Neu-Lüneburg-Celle
und Neu-Braunschweig-Dannenberg, wovon die erstere in die
sogenannte hannoverische überging, die letztere Braunschweig-
Wolfenbüttel bildete, die mit Herzog Wilhelm 1884 erlosch.
(Siehe Text bei Tafel XVIL)
Herzog Ernst August der Neu-Lüneburg-Celleschen Linie
erhielt 1692 die Kurfürstenwürde und dessen Nachkomme
Georg II. nahm gemäss der deutschen Bundesakte vom
ı2. August ı815 den Titel eines Königs von Hannover an.
Dieses Königreich wurde aber infolge der Kriegsereignisse im
Jahre 1866, laut Gesetz vom 20. September und Besitzergreifungs-
patentes vom 2. Oktober 1866 von Preussen annektiert.
Die aus dem Königreiche gebildete preussische Provinz
Hannover umfasst das Herzogtum Bremen, die ehemaligen Färster-
tümer Lüneburg, Calenberg, Göttingen, Grubenhagen, Ostfries-
land, Verden, Osnabrück, Hildesheim und Teile von Münster;
die Grafsckaften Hoya, Diephole, Bentheim, Hohenstein und einen
Teil von Lingen, sowie die ehemalige Reichsstadt Goslar. Durch
Gesetz vom 23. März 1873 wurde das von Oldenburg durch die
Staatsverträge von 1853 und 1864 erhaltene Jadegediet der Pro-
vinz angeschlossen. Von diesen Gebieten sind die Fürstentümer
Kalenberg, Göttingen und Grubenhagen, die Grafschaften Hoya,
Diepholz und Bentheim, sowie Goslar im Staatswappen von
Preussen nicht vertreten.
Die Wappen von Lüneburg (Feld 8), Hoya und Diepholz
finden später bei Tafel XVII, Hohenstein, richtiger Hohnstein
(Feld 43), bei Tafel XIV und XVI ihre Besprechung.
Das Herzogtum Bremen (Feld 12) entstand aus dem Ge-
biete des im Jahre 788 von Karl dem Grossen gegründeten Bis-
tums, späteren Erzstiftes Bremen, dessen Patron der hl. Petrus
gewesen war und dessen Attribute, zwei gekreuzte Schlüssel,
das Wappenbild des Erzbistums bildeten. Das im oberen Winkel
zwischen die Schlüssel eingesetzte Nagelspitzenkreuz ist eine
ganz moderne Zugabe zum Unterschiede von dem sonst gleichen
Wappenbilde des Fürstentums Minden. Durch den westfälischen
Frieden kam Bremen als weltliches Herzogtum an die Krone
Schwedens, während der Kriege König Karl XITL von Schweden
in den Besitz Dänemarks, welches Bremen an Hannover verkaufte
und in dessen Besitz es auch blieb, nachdem Schweden mit einer Ent-
schädigungssumme von 1090000 Thalern abgefunden worden war.
Das Fürstentum Ostfriesland (Feld 28) wird seit 1873 allein
durch das Geschlechtswappen der ehemaligen Grafen, späteren
Fürsten von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena, im Staats-
wappen vertreten, obwohl früher (1732—1804) das ganze sechs-
feldige Wappen von Ostfriesland im preussischen Schilde ge-
standen hatte. Denselben Jungfrauenadier (Harpye), aber in ge-
wechselter Tinktur, nämlich schwarz in Gold und ohne die Sterne
führt auch das souveräne FürstentumLiechtenstein wegen seiner An-