Full text: Deutsche Wappenrolle.

hatten, teilte sich Geldern; das nördliche Gebiet, das sogenannte 
»Niedere Quartier«, schloss sich dem Aufstande an, das südliche, 
das »Obere Quartier«, blieb dem Könige treu und kam infolge 
des Utrechter Friedens 1713 an Preussen. Im Lüneviller Frieden 
wurde Geldern an Frankreich abgetreten. ı815 fiel ein Teil 
des Oberen Quartiers, sowie Teile des Niederen Quartiers (1816) 
an Preussen zurück. 
Im Staatswappen von Preussen aus dem Jahre 1732 trug 
der Löwe von Geldern noch keine Krone, erst 1864 wurde ihm 
dieselbe auf das Haupt gesetzt. 
Die niederländische Provinz Gelderland führt in den von 
Geldern und Jülich gespaltenem Schilde ebenfalls den gekrönten 
Löwen, aber mit einem Doppelschweif. 
Das Wappenbild des Hersogtums Cleve (Kleve), der so- 
genannte Lilienhaspel oder das Gleven(Lilien)rad war ursprüng- 
lich nur eine vom Schildbuckel radial auslaufende Verstärkung 
des Kampfschildes durch Metallspangen, die sich in späterer Zeit 
in ein wirkliches, bleibendes Schildbild verwandelte. Die alte 
Wappenfigur der Grafen von Cleve war ein Löwe, wie ihn ein 
Siegel Dietrichs von Cleve aus dem Jahre 1193 vorweist. Um 
die Mitte des XIII Jahrhunderts findet sich ein anderes Wappen- 
bild vor, und zwar ein Schild mit Hermelin (auch bloss für 
Weiss geltend) überzogen, in der Mitte mit einem roten Schild- 
chen belegt. 
Conrad von Würzburg (1287) besingt dieses Wappen in 
seinem »Turnei von Nantheiz« mit folgenden Worten: 
».... mit eime schilte wiz gevar 
der was mit hermin überspreit 
ein ander schild was drin geleit 
der üzer glanzen kelen röt ....« 
Später hat man, wenn der oben eitierte Dichter die Farben 
für seine Zeit richtig angegeben hat, was ja immerhin fraglich 
ist, dieselben in ihrer Stellung gewechselt, auch das Schildchen 
dem Haspel aufgelegt. 
In den Siegeln aus dem Ende des XIII. Jahrhunderts finden 
wir ebenfalls das Schildchen, 5er dasselbe aber bereits denLilien- 
haspel gezogen. (Vergleiche Fig. 69.) Mit Johann II. erlosch 
das Geschlecht im Jahre 1368 und die Grafschaft fiel. an die 
mit Cleve verschwägerten Grafen von der Mark. Das Weitere 
haben wir bereits bei der Grafschaft Mark angeführt. 
Das Wappen des Herzogtums Jülich entspricht jenem 
Wappen, das die alten Grafen von Jülich geführt hatten, die 
1336 zu Markgrafen, I 356 zu Herzögen erhoben worden waren, 
Durch reiche Heiraten vergrösserte sich ihr Besitz im 
Laufe der Zeit ganz bedeutend. Mit Wilhelm IV. erlosch im 
Jahre ısıı das Geschlecht von Jülich im Mannesstamme und das 
Erbe, Jülich, Berg und Ravensberg fiel durch Marie, der Tochter 
Wilhelm IV. an Mark-Cleve. Als auch dieses Haus 1609 im Mannes- 
stamme ausstarb, fiel das reiche Erbe an die mit Mark-Cleve 
verschwägerten Häuser Brandenburg und Pfalz-Neuburg, wobei 
Jülich letzterem zu teil wurde. 1815 kam Jülich, mit Ausnahme 
eines kleinen Gebietes, das an Holland abgetreten wurde, an 
Preussen, von dem bereits seit 1609 das Wappen geführt 
worden war, 
Auch das Wappen des Herzogtums Berg zeigt einen Löwen 
der mit den. bereits vorgeführten Löwen von Nassau, Geldern 
und Jülich die rheinländische Wappengruppe der Löwen bildet. 
Die alten Grafen von Berg, die sich in die Linien Berg 
und Altena verzweigten, starben in der Linie Berg mit Engelbert 
dem Heiligen, Erzbischof von Köln im Jahre 1225 aus. Sie 
führten als Wappen zwei beiderseits gezinnte Querbalken im 
Schilde (wahrscheinlich silbern im roten Felde). Das ‚Erbe der 
Bergischen Linie fiel an die Tochter des bereits 1218 verstorbenen 
Bruders des Erzbischofs und kam durch sie an eine Linie der 
Herzöge von Limburg, die den Namen »Graf von Berg« weiter 
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führte. Als Wappen benützten diese neuen Grafen von Berg 
nicht die Wappenfigur der alten Bergs, sondern den gekrönten 
Limburger Löwen, rot im silbernen Felde. 
Die Nachkommen Friedrichs von Altena (der wegen der 
Ermordung seines Vetters, des obenangeführten Erzbischofes von 
Köln, 1226 hingerichtet wurde), aus seiner Ehe mit einer Her- 
zogin von Limburg, führten in der ersten Zeit noch die Rose 
der Altena im Schilde, später aber, als sie sich in die Linien 
Hohenlimburg und Stirum verzweigt hatten, ebenfalls den Limburger 
Löwen. Auch die zweite Linie der Altena, die Grafen von der 
Mark, benützten schon zur Zeit Friedrichs von Altena einen 
aus dem mark’schen Schachbalken wachsenden, roten Löwen, 
wie bereits bei der »Mark« angegeben wurde. 
Die neuen Grafen von Berg erloschen bereits 1348, und 
das Erbe fiel mit Ravensberg, das durch die Heirat der Schwester 
des letzten Grafen von Berg an die weibliche Descendenz ge- 
kommen war, an die Herzöge von Jülich und von diesen an das 
Haus Mark-Cleve. 
Unter dem Jülichschen Grafen von Berg, Wilhelm I, war 
Berg 1380 von Kaiser Wenzel zu einem Herzogtum erhoben 
worden. 
Nach dem Aussterben der Mark-Cleve im Jahre 1609 fiel 
Berg an Pfalz-Neuburg und blieb bis 1806, in welchem Jahre Napo- 
leon das kurzlebige Grossherzogtum Berg zusammengesetzt hatte, 
bei Bayern. ı815 fiel Berg an Preussen. 
Das Wappen der ehemaligen Herrschaft Mörs, die seit dem 
Ende des XIV. Jahrhunderts als Grafschaft betitelt wurde, ist um 
die Mitte des XIV. Jahrhunderts bereits in Siegeln nachweisbar. 
Mörs war im Besitz der Grafen von Vianden, mit denen 
diese von Cleve belehnt waren. Im Jahre 1600 fiel die Graf- 
schaft an Oranien, welches Haus 1702 erlosch. Mit dem Oranischen 
Erbe kam Mörs an Preussen und erhielt diese Erwerbung auch 1707 
vom deutschen Kaiser die Bestätigung, zugleich wurde Mörs zu 
einem unmittelbaren Fürstentume des deutschen Reiches erhoben. 
1801 an Frankreich gefallen, kam Mörs 1815 wieder an Preussen 
zurück, das den schwarzen Querbalken in Gold bereits 1701 in 
sein Wappen aufgenommen hatte, 
Das grössere Wappen der Hokensollernschen Lande (Regie- 
rungsbezirk Sigmaringen) zeigt einen von Silber und Schwarz 
gevierten Schild; der gekrönte Spangenhelm mit rot-goldener 
Decke trägt als Kleinod einen goldenen Brackenkopf mit rotem 
Behang (Ohren). Der Ritter mit weiss-schwarzen Helmfedern 
hält die mit silbern-schwarzen Schnüren geschmückte Provinz- 
Standarte, in welcher sich das Schildbild wiederholt, 
Im mittleren Wappen trägt der Schild einen goldenen fünf- 
blätterigen Kronenreif. 
Das Zleine Wappen entspricht der angegebenen Schablone. 
Der Stamrmivater der Hohenzollern (Zolre, soviel wie hohe 
Warte oder Söller) ist Burkhard, Graf des Scherragaues in 
Schwaben, dessen Geschlecht sich in die Linien Zollern und 
‘ Haigerloch spaltete, von denen aber Haigerloch bereits am Ende 
des XII. Jahrhunderts wieder erloschen war. Später teilte sich 
das Geschlecht abermals in die Linien Zollern und Hohenberg, 
wovon Hlohenberg, die auch Haigerloch besessen hatte, 1486 
ausstarb. Das Wappen der Grafen von Hohenberg-Haigerloch 
war ein vonSilber über Rot (auch von Rot über Silber) quergeteilter 
Schild;dasKleinod zwei ebenso quergeteilteHiefhörner, ursprünglich 
mit Pfauenfedern besteckt. Das Wappen findet sich in Farben 
gemalt sowohl in der Heidelberger Liederhandschrift, als auch 
in der Züricher Wappenrolle.. Die Söhne Friedrichs II. von 
Zollern (F 1218), Friedrich IV. und Konrad, sind die Stifter des 
fürstlichen (schwäbischen) und des königlichen (fränkischen) Hauses 
Zollern.
	        
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