Full text: Deutsche Wappenrolle.

Die Oldenburger Linie zerfiel im Laufe des XII. Jahr- 
hunderts abermals in zwei Zweige, Oldenburg und Delmenhorst, 
die 1667 und 1435 erloschen sind. 
Dietrichs, des Glückseligen (f 1440) Sohn, Christian VIII. 
der Oldenburgischen Linie entsprossen, wurde der Stammvater 
des dänischen Königshauses und des jetzt regierenden Herrscher- 
hauses in Oldenburg, die der jüngeren (bischöflich-lübecki- 
schen) Linie der Herzöge von Holstein-Gottorp angehört. 
"Das oldenburgische Stammwappen, zwei Querbalken, finden 
wir zum erstenmale nachweisbar in den Siegeln Christians IV. 
und Ottos I. aus dem ersten Viertel des XIII. Jahrhunderts. 
Die ältere, die eigentliche Stammlinie Wildeshausen, be- 
nützte in ihren Siegeln drei Rosen, 2, I gestellt, das Wappen- 
bild der Grafen von Hallermund, mit denen sie mütterlicherseits 
verwandt waren. (Diese drei Rosen werden heute noch von den 
Grafen Platen zu Hallermund, die Hallermund 1707 von Braun- 
schweig erworben hatten, im Herzschild ihres Wappens geführt.) 
lm Wappen der Linien Neu- und Alt-Bruchhausen finden wir 
dagegen einen vierfach quergestreiften Schild (siehe Braunschweig 
Tafel XVID), der gleichzeitig mit dem Querbalkenschild der 
Oldenburger Linie in den Siegeln erscheint. 
Ob nun das Oldenburgische oder das Bruchhausener 
Wappenbild das ursprüngliche Wappen des Dynastengeschlechtes 
gewesen, lässt sich aus Mangel an älteren Belegen schwerlich 
mehr entscheiden. 
Im Siegel Ottos, des Stifters der Delmenhorster Linie 
(1272—1304), findet sich zum erstenmale das Helmkleinod von 
Oldenburg, eine Anzahl von Fähnchen mit dem Schildbilde geziert. 
Die Anzahl variiert zwischen 6, 7 und 9, wenn der Helm von 
der Seite, 10 und I2, wenn er von vorn zu sehen ist; die 
Fähnchen staken, nach den Siegeln zu schliessen, wo sie oft 
radial um den Helm angeordnet sind, in einem Kreise innerhalb 
eines Helmwulstes,. (Fig. 62.) 
Um 1348 wurde ein neues Kleinod in Gebrauch genommen: 
zwei aus einer Helmkrone wachsende Büffelhörner, die circa 
100 Jahre später mit den zwei Balken 
des Schildes gestreift wurden. 
Die Balken des Wappenbildes fin- 
den sich in den alten Siegeln stets 
hochliegend dargestellt, und könnte 
dies demnach den Heraldiker leicht 
zu der Vermutung fübren, dass der 
Balken in Metall (Gold oder Silber), 
der Schild dagegen in Farbe tingiert 
gewesen sei. 
Die Rasteder Bilderhandschrift des 
Sachsenspiegels aus dem Jahre 1336, 
im Besitze der GrossherzoglichenPrivat- 
bibliothek zu Oldenburg, giebt zum 
erstenmale das Wappen auch in Farbe, 
und zwar die Balken rot im goldenen 
Felde. 
Der im XV. Jahrhunderte beliebt gewordenen Mode der 
Vierung der Schilde entging auch das oldenburgische Wappen 
nicht. Unter Gerbard N. (1475) finden wir den Schild bereits 
geviert, und zwar in ı und 4 das Stammwappen, in 2 und 3 
ein Ankersteckkreuz, das sich in späterer Zeit in ein ein- 
faches Steck- oder Nagelspitzenkreuz verwandelte. Erst in 
neuester Zeit beginnt man wieder die alte, historische Form des 
Kreuzes anzuwenden, so wie wir dieselbe auf unserer Tafel und 
in den Textillustrationen zur Darstellung brachten. 
Um 1504 findet sich dieses Kreuz, zwischen den Hörnern 
stehend, auch in das Helmkleinod aufgenommen. 
Ob nun diese Figur ein wirkliches Besitzwappen war, oder 
nur der damals herrschenden Wappenmode seine Entstehung 
  
Wappen der Grafen 
von Oldenburg. 
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verdankte, ist kaum mehr nachzuweisen. Erst in späterer Zeit 
wurde dieses Wappenbild als für Deönerkorst geltend angesehen 
und erhielt seine fixe Tingierung, golden im blauen Felde. 
Fräulein Marie, die Erbtochter von Fever aus dem Hause 
Papinga, hatte, laut Testament vom 22. April 1573, ihr Ländchen 
im Falle ihres Todes dem mit ihr verwandten Grafen Johann VI. 
von Oldenburg vermacht. Als sie nun am 20. Februar 1575 
starb, nahm Oldenburg sofort das Erbe in Besitz und belegte 
seinen geviertenSchild mit einem Herzschildchen, in welchem der 
Löwe von Jever erschien. Der Löwe wurde erst später mit 
einer Krone ausgestattet. 
Am 20. November 1623 fiel die Hersschaft Kriphausen 
an Oldenburg. Die Kniphausen waren eine alte ostfriesische 
Familie, die mit Jever verschwägert war, wodurch dieses Haus 
Ansprüche auf die Herrschaften Kniphausen und Inhausen ab- 
leitete. Diese Ansprüche hatte Fräulein Marie von Jever auch 
an Oldenburg abgetreten und so gelangten die beiden Herr- 
schaften gegen eine Abfindung von 50000 Thalern in den Besitz 
von Oldenburg, nachdem im Vergleiche zwischen Anton Günther 
von Oldenburg und Philipp Wilhelm von Kniphausen der Familie 
Kniphausen die Titelführung gewahrt worden war. 
Als der letzte der oldenburgischen Linie, Anton Günther, 
1667 starb, fiel Jever an Anhalt-Zerbst, Varel-Kniphausen an den 
ausserehelichen, aber legitimierten Sohn des Oldenburgers, Anton 
von Aldenburg, dessen Enkelin die Herrschaft an die Grafen 
Bentinck brachte. Durch Vertrag mit diesem Hause vom 13. April 
und 30. Juni ı854 wurde Kniphausen wieder vollständig mit 
Oldenburg vereint, nachdem zwei Millionen Thaler an die Ben- 
tincks gezahlt worden waren. Das Wappen von Kniphausen, 
ein schwarzer, erst später gekrönter Löwe im goldenen Felde, 
gehört demnach nicht in den Rückenschild, sondern wie Jever, 
als ein wirklicher Bestandteil des Grossherzogtums, in den Mittel- 
schild des oldenburgischen Staatswappens. 
(Die Grafen zu Kniphausen führen heute noch den 
ungekrönten Löwen im ersten und vierten Quartiere ihres 
Schildes.) 
Wie bereits erwähnt, starb mit Graf Anton Günther am 
19. Juni 1667 die in Oldenburg herrschende Linie aus, und das 
Land fiel gemäss des Rendsburger Erbvertrags vom 16. April 
1649 an die Nachkommen Christian VIH., der 1448 zum 
König von Dänemark, später auch von Norwegen und Schwe- 
den, 1460 zum Grafen von Holstein und Schleswig erwählt 
worden war. 
Die Ansprüche der dänischen Seitenlinie Holstein-Gottorp 
auf Oldenburg-Deimenhorst wurde von Dänemark zurückgewiesen, 
die von Holstein-Plön abgekauft. Später, als ein Gottorper als 
Peter III. den Zarenthron von Russland bestiegen hatte, trat 
Dänemark Oldenburg-Delmenhorst, gegen den Anteil Gottorps 
an Holstein, an Russland ab, das den Besitz sofort der jüngeren, 
sogenannten Bischöflich-Lübeckschen oder Kieler Linie des Hauses 
Gottorp überliess (1773). 
Das Bischöflich-Lübecksche Wappen dieses Hauses war 
eigentlich kein geistliches Wappen, sondern wurde von den 
Herzögen von Holstein-Gottorp, die das säkularisierte Bistum 
Lübeck erblich inne hatten und den Titel »postulierte Bischöfe 
von Lübeck« führten, für diesen Besitz gebraucht. 
Der Schild war gespalten und zweimal geteilt mit ein- 
gepfropfter Spitze und Herzschild. 
Im Herzschilde erschien das Wappen des Bistums Lübeck, 
in Blau ein schwebendes, mit einer Mitra bedecktes goldenes 
Kreuz. 
Dieses Kreuz ohne Mitra, und an die Schildränder an- 
stossend, ist als Wappen des Bistums zum erstenmale in den 
letzten Jahren des XIV. Jahrhunderts nachweisbar und erhält sich 
in dieser Form bis zum XVII. Jahrhundert. 
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