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infanterie-Regiment Prinz Albert führte. Es ist heute das
Königliche Leibregiment. Merkwürdig ist es für diejenigen,
die im Prinzen Johann lediglich den Dichter und Dante-
übersetzer, den ausgezeichneten Verwaltungskenner und Ju-
risten, mit einem Worte den Gelehrten im großen Maßstabe
zu sehen gewohnt find, in ihm auch militärische Reigungen
entwickelt zu sehen. Als sein zweiundeinhalb Jahre älterer
Bruder Clemens am 4. Januar 1822 nach kurzem Krank-
sein zu Pisa gestorben war, verschoben sich durch diesen
Todesfall die Verhältnisse für ihn. „Jetzt“, so schrieb er
bald danach an seinen älteren Bruder Friedrich August,
„stehe ich ganz allein, und unsere Zukunft, die wir uns so
schön ausmalten, wenn wir, Du als König, Clemens als
Familienvater, ich, nachdem ich im Ausland Krieg gelernt,
als kommandierender General ineinander greifen wür-
den, — die ist nun dahin". Und in demselben Briefe
kommt eine andere bezeichnende Stelle vor: „Mehr als je
werde ich mich nun bestreben, mir Charakterkraft und
Selbständigkeit anzuschaffen. Der Soldatenstand kann
fortan meine einzige Beschäftigung nicht sein. Rechts-
studium, Studium der Staatswissenschaften, Geschichte u. s. w.,
jedoch mit System, muß fortan einen Teil meiner Zeit aus-
füllen, doch glaube ich, würde eine militärische Be-
schäftigung für die Bildung des Charakters sehr
dienlich sein."“ Solche Schulung auch seinen Söhnen,
namentlich seinem Erstgeborenen im vollen Maße angedeihen
zu lassen, war der bewußte Plan des Mannes, der mit
Aufgabe der ursprünglichen Neigung, nachdem er kurze Zeit
Regimentskommandeur gewesen war, sich durchaus seinen
bürgerlichen Aufgaben widmete. Selbst ein idealer Charak-
ter, hatte er die Freude in reichstem Maße am Thronfolger
das Goethesche Wort bewahrheitet zu sehen: „Charakter im
großen und kleinen ist, daß der Mensch demjenigen eine
stete Folge giebt, dessen er sich fähig fühlt.“
In das Stillleben des Dresdener Hofes wetterleuchtete
eine europäische Frage, die unter der Voraussetzung einer
anderen Entscheidung, als wie sie wirklich erfolgte, den
Bahnen des damals 1½ jährigen Prinzen Albert eine ganz
merkwürdig andere Richtung hätte geben können. Es ist