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schein die Ankunft der Maasarmee vor Paris, wo ihr im
Norden und Osten der Stadt in der Gegend von St. Denis
ihre Aufgaben zugeteilt waren. Von den Höhen bei
Arnouville, nordöstlich von St. Denis hatte man zum ersten
Male einen bei dem klaren Herbstwetter ganz unbeschränkten
Blick auf die Stadt Paris mit ihrem Häusermeer, ihren
Kuppeln, ihren ehrwürdigen Kirchtürmen, ihren Triumph-
bogen. Der Kronprinz nahm sein Quartier zunächst in
Tremblay, nordöstlich von Paris gelegen. Am 20. besetzten
auf Befehl des Kronprinzen von Sachsen die Garden Le
Bourget, das übrigens dann wieder geräumt und am
30. Oktober durch den ruhmvollen Kampf, der nach diesem
Orte den Namen trägt, wiedergewonnen werden mußte;
andere Truppen des IV. Armeekorps besetzten am 21.
Pierrefitte im Norden der Stadt. Eine große Freude ward
dem Kronprinzen zuteil, als am 25. September ein russischer
Kurier ihm den von Kaiser Alexander verliehenen Georgs-
orden II. Klasse mit dem Stern überbrachte. Diese An-
erkennung, die dem König Johann schon am 15. September
durch ein Telegramm des Zaren in ehrenden Ausdrücken
für die Leistungen der Truppen und die Verdienste ihres
Führers angezeigt worden war, hatte um so größere Be-
deutung, als bei den franzosenfreundlichen Strömungen in
Rußland diese Stellungnahme des Zaren über manche Bedenken
hinweghalf. Eine weitere Freude war die Kunde von der am
28. September erfolgten Kapitulation von Straßburg. Am
8. Oktober wurde das kronprinzliche Hauptquartier nach dem
2 Meilen nördlich von Paris befindlichen Margency verlegt;
in dem Grundstücke des Bankdirektors Dervillers fand der
Kronprinz Unterkunft und dieser Platz blieb seine Heimstätte
während der Belagerung und während des Waffenstillstandes.
Am 11. Oktober wurde der vom Oberkommando der Maas-
armee gefaßte Beschluß auszuführen begonnen, der im
großen Hauptquartier zu Versailles auf den Vortrag des
Generalstabschefs des Kronprinzen, des Generalmajors von
Schlotheim, Genehmigung gefunden hatte, nämlich die nörd-
liche Umwallung von Paris und die Werke von St. Denis
zum Zwecke der Beschießung etwas näher einzuschließen.
Vor der Hand fehlte es nur an dem nötigen Belagerungs