Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

— 31 — 
alles, was er vor hat, also jetzt die Studien, mit Eifer und 
Fleiß treibt, ist, was ich vor allem wünschte und nächstdem, 
daß er einen passenden, anregenden Umgang fände und beides 
scheint sich zu erfüllen.“ — In der That erfüllte sich 
der letzte Wunsch, indem der Prinz, abgesehen von dem selbst- 
verständlichen Verkehr mit dem Prinzen Friedrich Karl auch 
im Hause der meisten Professoren, bei denen er hörte, sich 
gern sehen ließ, außerdem auch bei dem bekannten Juristen 
von Bethmann-Hollweg und dem Philosophen Brandis. 
Dazu kamen, um auch die angenehme Seite eines Rhein- 
aufenthaltes kennen und genießen zu lernen, Ausflüge an 
dem schönen Strom, sobald es das Wetter und die Jahres- 
zeit erlaubten, Teilnahme an den Carnevalsfestlichkeiten und 
anderen gesellschaftlichen Vergnügungen. Prinz Johann, der 
mit Schneider dauernd in Briefwechsel blieb, so lange die 
Studienzeit dauerte, erschien Anfang Februar 1848 perfön- 
lich in Bonn, um sich durch den Augenschein von dem Fort- 
gange der Studien seines Sohnes zu überzeugen, und schrieb 
darüber nach seiner Rückkehr einen anerkennenden und zu- 
gleich beratenden Brief an den geistigen Führer des Prinzen. 
Aber die Verwirklichung so manches schönen Planes wurde 
gestört durch den Ausbruch der Februar-Revolution des 
Jahres 1848 zu Paris, die bald auch in den übrigen 
Staaten das Signal gab zu ernstesten Kämpfen zwischen 
den regierenden Gewalten und dem Volke. 
Es kann hier nicht der Platz sein, auf die Ereignisse 
der Jahre 1848 und 1849 einzugehen. Nur das eine sei 
vorausgeschickt, daß die 1848er Bewegung die mit aller 
Macht alle Herzen ergreifende deutsche Einheitsfrage vor 
der von 1830 voraus hatte; wieder erscholl die seit den Be- 
freiungskriegen fast vergessene Mahnung des Dichters: „Wollt 
ihr keinen Kaiser küren?" Vor allem war es das Schicksal der 
beiden Herzogtümer im Norden unseres Vaterlandes, Schles- 
wigs und Holsteins, das die Gemüter bewegte, seit der dänische 
König durch seinen offenen Brief vom Jahre 1846 die un- 
bedingte Zugehörigkeit dieser deutschen Lande zu Dänemark 
proklamiert hatte und mit Energie an der Ausführung seiner 
Pläue arbeitete. „Schleswig-Holstein meerumschlungen, 
Deutscher Sitte hohe Wacht, Halte fest, was Du errungen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.