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dischen Landtagen weitaus überwiegende ritterschaftliche Ele-
ment entsprach nicht den Forderungen des im stetigen Er-
starken begriffenen gewerbfleißigen städtischen Bürgertums
und der aufblühenden Industriebezirke in den holz= und
wasserreichen Thälern des Erzgebirges.
So lange Friedrich August I. lebte, hatte niemand an die
Möglichkeit einer Anderung gedacht; dazu kannte man die
noch völlig im vorigen Jahrhundert wurzelnden Anschauungen
des alten Herrn zu gut, um irgend etwas Derartiges von
ihm zu erwarten. Mit Sicherheit dagegen baute man auf
den Neffen des verstorbenen Königs, Friedrich August, der
am 18. Mai 1797 geboren war, also im blühendsten Alter
stand und durch sein allbekanntes liebenswürdiges und offenes
Wesen und den Zeitanschauungen entgegenkommendes Denken
in jeder Richtung die Hoffnung der Nation ausmachte. Zu
seinen Gunsten, hatte man gemeint, werde Prinz Anton und
natürlich auch der Vater, Prinz Maximilian auf die Nach-
folge verzichten. Diese Erwartung ging nicht in Erfüllung.
Prinz Anton übernahm die Regierung und völlig überzeugt,
daß das Land von seinem Bruder gut und gerecht regiert
worden sei, meinte er seine Pflicht nicht besser erfüllen zu
können, als wenn er dessen „weise und 58 Jahre hindurch das
sächsische Volk beglückende, selbst bei den härtesten Prüfungen
probehaltig erfundene Regierungsmaxime ebenfalls befolge
und alles beim Alten lasse.“ Infolgedessen behielt er auch
den leitenden Minister seines Bruders, den Grafen Einsiedel,
und die alten Geheimräte bei. Somit war also auf unbe-
stimmte Zeit hinaus manche berechtigte Hoffnung vertagt.
Aber es war noch eine andere von dem eben Gesagten
ganz verschiedene Sorge, die das sächsische Volk bei Gelegen-
heit des Regierungswechsels von 1827 erfüllte. Der ver-
storbene König hatte von seiner Gemahlin Maria Amalia
von Pfalz-Zweibrücken nur eine Tochter, Maria Augusta.
Seine beiden nächstjüngeren Brüder waren kinderlos ver-
storben; Prinz Anton hatte seine Kinder alle überlebt. Prinz
Max, der letzte am 13. April 1759 geborene Bruder des
verstorbenen Königs, hatte nur noch zwei Söhne am Leben,
die Prinzen Friedrich August, wie erwähnt, am 18. Mai
1797 geboren, und Johann, geboren am 12. Dezember 1801.