Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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des Exercierreglements notwendig, seitdem in den Jahren 
1860 bis 1862 das gezogene österreichische Vorderladegewehr, 
System Lorenz, bei der Armee eingeführt worden war; gegen 
das Dreysesche Zündnadelgewehr, das Preußen seiner Armee 
gegeben hatte, legte der Kriegsminister eine unüberwindliche 
Abneigung an den Tag. Zur Durchberatung der von Abend- 
roth'schen Vorschläge für ein neues Exercierreglement bei 
der Infanterie ließ der Kronprinz im Februar eine Kommission 
zusammentreten, die, nach mancher stürmischen Debatte wider 
die Anhänger des Alten, sich unter dem Einflusse des 
Kronprinzen doch endlich für die Annahme des von Abend- 
roth'schen Systems entschloß. Von sonstigen Neuerungen in 
der Armee ist zu erwähnen die 1855 erfolgte Einstellung 
zwölfpfündiger Granatkanonen und 1861 der von Preußen 
käuflich überlassenen Hinterladungsgeschütze. Seit 1857 war 
bei der Artillerie, um deren Ausbildung sich Generalleutnant 
von Rouvroy und Generalmajor Schmidt besonders verdient 
machten, das gute Reglement des Hauptmanns Funcke im 
Gebrauch. 
Das Verhältnis der beiden Großmächte wurde im 
Laufe des Jahres 1865 immer gespannter. Sie konnten 
sich weder über die gemeinsame Verwaltung der Herzogtümer 
noch über die Ansprüche des Augustenburgers einigen. Den 
schon damals drohenden Krieg schob noch auf einige Zeit 
der Gasteiner Vertrag vom 14. August 1865 hinaus. Man 
teilte die Verwaltung der Herzogtümer; Preußen übernahm 
Schleswig, Osterreich Holstein und trat Lauenburg für 
2½⅛ Millionen dänische Thaler (— 2,27 Mark) an Preußen 
ab. Auch diese Vereinbarung geschah über den Kopf des 
Bundes hinweg und erregte in den Mittelstaaten große Ent- 
rüstung, wo die öffentliche Meinung wesentlich für die von 
den Großmächten hintangesetzte Kandidatur Friedrichs von 
Augustenburg war. Allmählich begann Osterreich einzusehen, 
daß es in der ganzen Angelegenheit eigentlich nur für 
Preußen gearbeitet hatte und in eine Sackgasse geraten war. 
Nunmehr besann es sich wieder auf den alten Bund und 
suchte Fühlung mit den Mittelstaaten, für die die Erfahrungen, 
die sie mit Osterreich seit 1864 gemacht hatten, verloren zu 
sein schienen. Denn freudig reichten sie, von übertriebener
	        
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