Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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Sorge vor Preußens Eroberungs= und Ausdehnungspolitik 
angetrieben, dem zurückkehrenden reuigen Bundesgenossen 
wieder die Bruderhand. Am 1. Juni that Österreich den 
entscheidenden Schritt, indem es die Regelung der schleswig- 
holsteinischen Frage den Entschließungen des Bundes anheim- 
stellte und seinen Statthalter in Holstein beauftragte, eine 
holsteinische Ständeversammlung einzuberufen, „da die 
Wünsche und Rechtsanschauungen des Landes einen berech- 
tigten Faktor der Entscheidung bildeten". Mit Recht sah 
Preußen in diesem Vorgehen einen einseitigen Bruch des 
Vertrags von Gastein. General von Manteuffel erhielt den 
Befehl, von Schleswig aus in Holstein einzurücken und mit 
dem österreichischen Statthalter von Gablenz wiederum eine 
gemeinsame Regierung zu bilden. Dieser lehnte ab und 
enfernte sich mit seinen 4800 Mann am 12. Juni aus 
Holstein, um durch Hannover über Kassel und Frankfurt 
nach Böhmen zurückzukehren. Am 10. Juni übermittelte der 
nach dem Gasteiner Vertrage in den Grafenstand erhobene 
preußische Ministerpräsident den deutschen Regierungen mit 
Ausnahme Osterreichs den Entwurf zu einer neuen Bundes- 
verfassung unter Preußens Oberleitung und unter Ausschluß 
des Kaiserstaates. Am 11. Juni beantragte Österreich die 
Mobilisierung des ganzen Bundesheeres mit Ausnahme des 
preußischen Kontingentes; diesem Antrag wurde am 14. Juni 
Folge gegeben, worauf der preußische Bundestagsgesandte 
von Savigny den bisherigen Bundesvertrag für aufgelöst 
erklärte; er legte dabei nochmals den Regierungsvertretern 
die schon mitgeteilten Grundzüge eines neuen Bundes vor. 
Daraupfhin verließ er Frankfurt und mit ihm oder nach ihm 
thaten dasselbe die Vertreter der meisten norddeutschen und 
thüringischen Staaten mit Ausnahme Hannovers, Sachsens, 
Hessen-Kassels, Meiningens, Frankfurts a. M. ufsw. Die 
Zurückgebliebenen waren willens, das abtrünnige Preußen 
zum Bunde zurückzuführen, wie etwa in Nordamerika die 
Nordstaaten die Südstaaten unterworfen hatten. 
Sachsens Stellungnahme im bevorstehenden Kampfe war 
von vornherein gegeben. Seit in Preußen die neue Kra 
nationaler Erstarkung begonnen hatte, hatte Herr von Beust 
keine Gelegenheit unversucht gelassen, um dieses Erstarken
	        
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