Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

dies thatsächlich geschah, und die Lage des kaiserlichen Heeres 
wäre bedeutend verschlimmert worden.“ 
Aber die rechtzeitige Okkupation von Hradek hätte das 
Vordringen der Preußen auf diesem Flügel noch viel länger 
gehindert, vor allem auch die von den Preußen im Schutze 
der bewaldeten Höhen bei Hradek und Oberprschim gegen 
11 Uhr morgens begonnene Umgehung unmöglich gemacht. 
Der Kronprinz sah die Gefahr kommen und gab der Leib- 
brigade unter dem Obersten Freiherrn von Hausen den 
Befehl zu einem Vorstoß gegen Hradek und das weiter nach 
Problus zu liegende Gehölz der Fasanerie; diesem Befehle 
wurde in mustergültiger Weise nachgekommen, während der 
Kronprinz durch eine Brigade des österreichischen VIII. Korps 
die Höhe von Oberprschim gegen die dort zu erwartenden 
Preußen und damit seine äußerste linke Flanke decken ließ. 
Gegen 1 Uhr konnte man hoffen, daß die Leibbrigade die 
Stellungen, die sie gewonnen, innehalten würde, wobei ihr 
die ¾2 Uhr zugeschickte 2. sächs. Infanteriebrigade behilflich 
sein sollte. Da kamen von den Höhen von Oberprschim die 
dahin gesandten Österreicher angelaufen, die ihre Stellung 
vor den anrückenden Preußen ohne ernstlichen Widerstand 
aufgegeben und damit die Umgehung der Preußen hatten 
gelingen lassen. Nun mußte die begonnene Offensive auf- 
gegeben und die beiden Brigaden unter großen Verlusten 
zurückgenommen werden. Fast zur selben Zeit sah der Kron- 
prinz auf den Höhen von Chlum preußische Batterien auf- 
fahren; durch diese Höhen an dem Ausblick nach Nordosten 
und nach dem rechten Flügel der österreichischen Ausstellung 
gehindert, auch durch niemand benachrichtigt, wußte er nicht, 
daß schon ½12 Uhr die ersten Truppen der schlesischen 
Armee in Rücken und rechter Flanke der Osterreicher er- 
schienen waren; wie sie ankamen, hatten die Truppen in 
den Kampf eingegriffen. Die Eroberung der Höhen 
von Chlum durch das Gardekorps vollendete hier die 
Niederlage. Unter solchen Verhältnissen konnte der Kron- 
prinz nicht mehr daran denken, sich in seiner Stellung zu 
behaupten. Er gab um 2½ Uhr den Befehl zum Rückzug, 
sorgte jedoch für eine zureichende Nachhut, damit diese Be- 
wegung nicht in der gleichen Art sich vollzog wie man sie
	        
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