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Elbe und Rochlitz an der Zwickauer Mulde sind damals Eigentum
der Ekkihardiner geworden. Ja, man erzählte sich, daß ihm durch
einmütige Wahl des thürin gischen Volkes das Herzogtum Thüringen
übertragen worden sei. Diese Nachricht ist aus dem einfachen Grunde
nicht glaublich, weil es dazu der Zustimmung des Kaisers bedurft hätte
und man dann auch einen seiner Söhne als Nachfolger, als Herzog
von Thüringen, in den alten Annälen finden müßte, oder irgend eine
Nachricht, daß einem solchen das Herzogtum nicht wieder übertragen
worden sei. Aber thatsächlich war offenbar das Ansehen Ekkihards
in Thüringen so groß, daß man ihn wohl einem Herzoge gleich achten
konnte.
Freilich fehlte viel daran, daß die Meinung der kleineren Leute,
die bewundernd zu dem von den Landesfeinden so gefürchteten Manne
aufsahen, von den größeren allgemein geteilt worden wäre. Denm
sie hatten unter der rücksichtslosen Gewaltthätigkeit des Mannes
zu leiden. So hatte Ekkihard einen tapferen thüringischen Kriegsmann
Bevo blenden lassen, der dann natürlich auf Rache sann. Ferner
war ein Graf Heinrich auf Ekkihards Veranlassung mit Geißelhieben
schwer gezüchtigt worden. Dem Erzbischof Gisiler von Magdeburg
zürnte er schwer, nur aus dem Grunde, weil er ihn bei Kaiser Otto III.
in höherem Ansehen glaubte als sich. Als die Einwohner der zum
Magdeburger Sprengel gehörigen Stadt Görzke Leute von ihm, weil
sie auf ihrem Gebiete gestohlen, gehenkt hatten, überzog Ekkihard die
Stadt mit Krieg, ließ eine Anzahl Bürger über die Klinge springen, die
meisten andern wurden in die Sklaverei verkauft. Argerlich war auch
sein Verhältnis zu seinem Amtsgenossen im Nordgau, dem Markgrafen
Lothar von Walbeck. Dessen Sohn Werinher hatte er, wie wir wissen,
die Tochter verlobt, wenn auch nur mit zögernder Hand. Dann hatte
er die Sache absichtlich anstehen lassen; fast gewinnt es den Anschein,
als habe er sich den jungen Kaiser Otto zum Eidam ausersehen gehabt.
Da, während der gestrenge Herr Vater in Italien weilte, um dem
Kaiser, wie erzählt, die Römer und ihren Patrizius Crescentius bändigen
zu helfen, entführte Werinher die Verlobte aus Quedlinburg, wo sie
in stillumfriedetem Kloster unter Aussicht der Abtissin Mathilde ganz
gesichert zu sein schien. Die Abtissin, mit der Führung der Reichs-
geschäfte in Abwesenheit des Kaisers betraut, hielt gerade zu Dornburg