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an der Saale einen Reichstag ab, und eben ihre Abwesenheit wurde
so schnöde benutzt. Sie forderte die versammelten Fürsten auf, den
Entführer zu verfolgen, und die Entführte, augenblicklich zurückzukehren.
Doch diese erklärte, bei dem Verlobten bleiben zu wollen. Erst als
die Versammlung unter Citation vor ein Sondergericht nach Magde-
burg die beiden jungen Leute mit harten Strafen bedrohte, stellte sich
Werinher und gab die Geliebte heraus, die ihm dann erst später, nach
des Vaters Ekkihard tragischem Ende, zu teil wurde.
Nach einem vielbewegten Leben, rastlos mhergetrieben von der
ihn innerlich verzehrenden Glut großartiger Entwürfe, starb Kaiser
Otto III. am 24. Januar 1002 zu Rom, weder hier in der ewigen
Stadt, noch im Lande der Väter, in Sachsen, je heimisch geworden.
Mit ihm ging die direkte Nachkommenschaft Ottos des Großen zu
Grabe. Heinrich von Baiern, Heinrich des Zänkers Sohn, war nur
noch von der Familie des ersten Heinrich als männlicher Sproß übrig.
So konnte Ekkihard wohl auf den Gedanken kommen, seine Hand nach
der Kaiserkrone auszustrecken; seine Verschwägerung mit Herzog Bern-
hard von Sachsen, das gute Verhältnis zu seinem Stiefsohne Gero,
der Markgraf in der Ostmark war, seine Stellung in Thüringen und
in der Mark Meißen waren wohl dazu angethan, seine Hoffnungen
zu stärken. Er berief die Fürsten des Reiches nach dem Königsgute
Frohse im Magdeburgischen, das sein Bruder Gunzelin zu Lehen
trug, und empfahl sich ihnen dort zur Wahl. Aber er hatte es mit
zwei erbitterten Gegnern zu thun; Lothar von der Nordmark und
Gisiler von Magdeburg, die er beide, wie wir wissen, schwer gekränkt
hatte, arbeiteten nach Kräften gegen seine Wahl. „Merkst Du nicht,“
rief ihm hohnvoll der erstere zu, „daß Dir das vierte Rad am Wagen
fehlt?“ Die Versammlung zu Frohse verlief ohne ein für Ekkihard
günstiges Ergebnis, und Lothar hatte nichts Eiligeres zu thun, als
nach Bamberg zu eilen und dem Sohne des Zänkers, Heinrich, Mit-
teilung von dem Geschehenen zu machen. Zu den Gegnern ekki-
hards gehörten auch die Grafen von Weimar, die man, vielleicht
mit Recht, als Abkömmlinge der früher erwähnten Babenberger anzu-
sehen pflegt. Ihre Stammgüter lagen in dem thüringischen Gau Husitin
mit dem Orte Wimmere, eben Weimar an der Ilm, als Mittelpunkt.
Sie waren dem kaiserlichen Hause immer treu gewesen; ein Graf Poppo