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lich die Beweggründe der Mörder gewesen sind, läßt sich nicht fest-
stellen, doch muß neben privater Rache wohl auch die politische Stellung
Ekkihards Einfluß gehabt haben. Nachdem der Abt Alfkar von Pöhlde
an dem Erschlagenen die Pflichten der Religion geübt hatte, brachte
sein ältester Sohn Hermanm, der mit der Mutter auf die Kunde von
dem furchtbaren Ereignis sofort herbeigeeilt war, die irdischen Über-
reste nach der Familiengruft in Großjena, von wo sie dann nach
Naumburg übertragen wurden. Hermann hielt gerade den Grafen
Wilhelm von Weimar in seiner Stadt unmschlossen, als ihn die Todes-
nachricht traf. Natürlich brach er die Belagerung sofort ab. — Außer
Hermann hinterließ Ekkihard noch zwei Söhne, Ekkihard und Guntar,
der als Erzbischof von Salzburg 1025 starb, und drei Töchter, Liut-
gart, die mu ihren Werinher heiratete, Oda, die sich 1018 mit dem
Könige Boleslav von Polen vermählte, und Mathilde, die spätere
Gattin des Grafen Dietrich von Wettin, die Urgroßmutter Konrads
des Großen von Wettin.
Heinrich II., der Heilige.
Der Tod Ekkihards hatte natürlich auf die östlichen Verhältnisse
die schwerste Einwirkung. Ottos III. unruhiger und launenhafter Geist
hatte Boleslav von Polen eine mit den Interessen des Reiches
unvereinbare Selbständigkeit zugestanden, er hatte ferner durch die
Erhebung Gnesens zum Erzbistum auch kirchlich jene Gegenden von
dem Verbande mit dem Reiche gelöst. Nun benutzte Boleslav den Tod
des mehr gefürchteten als geliebten Freundes und die Uneinigkeit
unter den deutschen Fürsten, um noch im Juni 1002 sich der Lande
östlich der Elbe zu versichern. Auch Meißen gelang es ihm ohne
Schwierigkeiten zu besetzen. Gunzelin, ein Halbbruder Ekkihards und
zugleich ein Halbbruder des Polenherzogs — die verwandtschaftlichen
Verhältnisse sind etwas dunkel —, leistete ihm dabei verräterischen
Beistand. Die Besatzung erhielt freien Abzug. Als nun die sächsischen
Großen sich zur Verdrängung des Polen rüsteten, wußte er sie davon
zu überzeugen, daß er nur im Auftrage des nunmehr allseitig aner-
kannten Königs Heinrich gehandelt habe. Sie gaben sich den Anschein,
als glaubten sie ihm, und waren beflissen, seine Gunst zu erwerben,