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genossen des Kaisers begannen schwierig zu werden. Ein Knappe des
Markgrafen Hermann hatte in übel angebrachtem ÜUbermute das mit
dem Bilde einer Göttin geschmückte Feldzeichen der Wenden mit Stein-
würfen durchlöchert. Der Kaiser beruhigte ihre Priester mit 12 Pfund
Silber. Aber ein zweites Götterbild ging ihnen bei Wurzen in der
angeschwollenen Mulde verloren, so daß sie nun, dies als üble Vorbe-
deutung nehmend, mit allem Ernste an die Heimkehr dachten und nur
mit Mühe zum Bleiben bewogen werden konnten.
Und trotzdem war es wieder der Pole, der Friedensanerbietungen
machte; offenbar wollte er sich im Westen Ruhe verschaffen, um freie
Hand nach Osten gegen Jaroslav von Rußland zu bekommen. Seine
Gesandten erschienen im Dezember 1017 zu Merseburg zu Unterhand-
lungen mit dem Kaiser, der seinerseits Bevollmächtigte, unter ihnen den
Markgrafen Hermann und den Grafen Dietrich von Wettin, den Sohn
des bei Zörbig erschlagenen Dedo, nach Bautzen sandte, wo am
30. Januar 1018 ein den Zeitgenossen wenig rühmlich scheinen-
der Friede mit Boleslav zu stande kam. Wir wissen davon nur
so viel, daß Boleslav sich die Hand von Oda ausbedang, der nach-
gelassenen Tochter des Markgrafen Ekkihard, so daß er sonderbarer-
weise auf die Art Schwager seines früheren Schwiegersohns Hermann
wurde, dessen Schwester sie ja war.
War der Frieden mit dem Polenherzog auch wenig rühmlich, so
schaffte er doch wenigstens Ruhe, allerdings nur nach außen; denn im
Innern begannen sofort wieder allerhand thörichte Fehden, die nament-
lich in den Grenzmarken großes Unheil anrichteten. Unter anderem
gerieten der als Geschichtschreiber bekannte Bischof Thietmar von Merse-
burg mehrfach mit dem Markgrafen Hermann von Meißen und dessen
Bruder Ekkihard in Streit. Die unglückselige Auflösung des Merse-
burger Sprengels durch Gisiler, den Magdeburger Erzbischof, war die
Grundursache; denn mit der Wiederherstellung des Bistums wünschte
der Bischof auch wieder in den Besitz der früheren Lande zu kommen,
was ihm aber nur sehr mangelhaft gelang. Eine im Februar 1017
zu Magdeburg unter Kaiser Heinrichs Vorsitz tagende Fürstenversamm-
lung bestimmte die Mulde als Grenze zwischen den Bistümern Meißen
und Merseburg. Dadurch sah sich Thietmar zu seinem Schmerze
genötigt, dem Meißener Amtsbruder Eilward auch seine rechtsmuldischen