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reichischen Mark nahe, bei Wieselburg durch einen Überfall besiegt
wurde. Bis zum Abend hatte der Kampf gedauert; die Deutschen
waren auf der Flucht begriffen; nur auf einem Hügel setzten sich noch
zwei Männer mit ihrem nächsten Anhang in verzweifelter Weise zur
Wehr, so daß man ihrer erst am nächsten Morgen, als Hunger und
Ermüdung ihre Kraft gebrochen hatte, habhaft werden konnte. Es
war der Markgraf Bodo von Bayern und Markgraf Wilhelm IV.
Der Feind, voller Bewunderung der Heldenkraft, die aus den alten
Annalen fast wie Volkslied hervorklingt, gönnte ihnen nicht nur durch-
aus ehrenvolle Gefangenschaft, sondern auf Verwendung von Belas
Sohn, Geisa, dessen tapferes Herz der mutig ausharrende Markgraf im
Sturm gewonnen hatte, mußte Bela diesem sogar seine Tochter Sophie
verloben. Wilhelm kehrte sodann, da Bela mit ihm als Gefangenen
entgegen seinen Erwartungen bei der Reichsregierung keinen Druck
anszuüben vermochte, 1061 nach Meißen zurück. Er traf große An-
stalten, um die Braut mit möglichster Pracht nach ihrer neuen Heimat
abzuholen. Aber auf der Reise nach Ungarn erkrankte er schon
am zweiten Tage so emstlich, daß ihn der Tod ereilte, im Früh-
jahr 1062.
Im selben Jahre geschah es, daß der herrschsüchtige Erzbischof
Ammo von Köln sich auf hinterlistige Weise in den Besitz des damals
12jährigen Königs und damit der Reichsregierung brachte. Er lud
die Kaiserin-Witwe und ihren Sohn nach einer Rheininsel bei Kaisers-
wert ein und bewirtete beide da fürstlich. Dann forderte er den könig-
lichen Knaben auf, sich doch einmal das neue Rheinschiff, das er, der
Erzbischof, für sich gebaut habe, anzusehen. Kaum aber hatte der
Ahnungslose das Fahrzeug bestiegen, als die Ruderknechte rasch vom
Lande stießen und in die Mitte des Stromes ruderten. Heinrich IV.
aber, den Tod der Freiheitsberaubung vorziehend, sprang augen-
blicklich in den Rhein. Er würde ertrunken sein, wenn ihn nicht
ein Graf Ekbert mit eigener Lebensgefahr gerettet hätte; freilich brachte
ihn der aufs Schiff zurück, und nunmehr begann die vormundschaftliche
Regierung des Kölners, mit dem sich zunächst der Mainzer Siegfried
in die Macht teilte. Das sollte auch auf Thüringen zurückwirken.
Denn um diese Zeit war der Orlagau an die Weimaraner gefallen,
der vom Mainzer Stuhl als ein ihm gehöriges Lehen beansprucht wurde.