Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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und wohl nicht ohne Grund meinte der Volksmund, daß die Stief- 
mutter den Stahl des Mörders gedungen habe. Die Lausitz kam 
nach dem Tode des jüngeren Dedi wieder an den Vater; doch ver- 
lor dieser seine Besitzungen im Hassengan, d. h. in dem zwischen 
der Saale und Unstrut nördlich der Mündung der letzteren gelegenen 
Zwickel, an die Grafen von Mansfeld. Auch Dedis Schwiegersohn, 
Adalbert von Ballenstädt, erlitt Einbuße an seinem Allodialbesitze. 
Immerhin kamen beide noch glimpflich weg, was sich wohl im wesent- 
lichen aus der loyalen Haltung der Thüringer erllärt, die erkannten, 
daß Heinrichs Versprechungen an den Erzbischof Siegfrich und seine 
Drohungen gegen sie gleichermaßen wenig ernst gemeint waren; denn 
Heinrichs Hoffnung, daß der Erzbischof die Lösung seiner Ehe möglich 
machen werde, erfüllte sich nicht, und so ward auch er lässig in der 
Zehntenfrage, wennschon er äußerlich sich als Vertreter der erzbischöf- 
lichen Rechte hinzustellen verstand. Doch blieb die Frage immerhin 
noch offen, und über kurz oder lang mußte sie doch so oder so zur 
Entscheidung kommen. 
Noch war Thüringen ein Anhängsel des sächsischen Herzog- 
tums und teilte dessen Politik; diese Politik aber war dem salischen 
Königshause feindlich und das schroffe, selbstherrliche Auftreten des 
jungen Königs — er war 1050 geboren — erweckte ihm neue 
tiefe Abneigung bei den Sachsen, die er reichlich erwiderte; das Ver- 
hältnis wurde um so unerquicklicher, als der König den alten Gegner 
der Sachsen, den Erzbischof Adalbert von Bremen, seit 1069 wieder 
auffallend bevorzugte und durch Anlage von Burgen, deren Besatzung 
der Anwohnerschaft zur Last lag, ebenso wie durch seinen häufigen 
Aufenthalt in Sachsen die wirtschaftlichen Kräfte des Landes unge- 
bührlich in Anspruch nahm. So bildete sich eine Verschwörung gegen 
Heinrich, an der sich auch die Thüringer beteiligten, weil auf der 
Erfurter Synode von 1073 unter Einwirkung des Königs nun doch 
der verhaßte Zehnte dem Mainzer Kirchenfürsten zugesprochen wurde. 
Diese Verschwörung schloß fast den ganzen sächsischen Adel ein, vor 
allem waren beteiligt Otto von Nordheim, der Markgraf Udo von der 
Nordmark, Markgraf Dedi mit seinen Neffen Dietrich und Wilhelm, 
den Söhnen seines Bruders, des Grafen Gero von Brehna, und seinem 
Schwiegersohne Adalbert von Ballenstädt, ferner der noch dem Knaben-
	        
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