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und wohl nicht ohne Grund meinte der Volksmund, daß die Stief-
mutter den Stahl des Mörders gedungen habe. Die Lausitz kam
nach dem Tode des jüngeren Dedi wieder an den Vater; doch ver-
lor dieser seine Besitzungen im Hassengan, d. h. in dem zwischen
der Saale und Unstrut nördlich der Mündung der letzteren gelegenen
Zwickel, an die Grafen von Mansfeld. Auch Dedis Schwiegersohn,
Adalbert von Ballenstädt, erlitt Einbuße an seinem Allodialbesitze.
Immerhin kamen beide noch glimpflich weg, was sich wohl im wesent-
lichen aus der loyalen Haltung der Thüringer erllärt, die erkannten,
daß Heinrichs Versprechungen an den Erzbischof Siegfrich und seine
Drohungen gegen sie gleichermaßen wenig ernst gemeint waren; denn
Heinrichs Hoffnung, daß der Erzbischof die Lösung seiner Ehe möglich
machen werde, erfüllte sich nicht, und so ward auch er lässig in der
Zehntenfrage, wennschon er äußerlich sich als Vertreter der erzbischöf-
lichen Rechte hinzustellen verstand. Doch blieb die Frage immerhin
noch offen, und über kurz oder lang mußte sie doch so oder so zur
Entscheidung kommen.
Noch war Thüringen ein Anhängsel des sächsischen Herzog-
tums und teilte dessen Politik; diese Politik aber war dem salischen
Königshause feindlich und das schroffe, selbstherrliche Auftreten des
jungen Königs — er war 1050 geboren — erweckte ihm neue
tiefe Abneigung bei den Sachsen, die er reichlich erwiderte; das Ver-
hältnis wurde um so unerquicklicher, als der König den alten Gegner
der Sachsen, den Erzbischof Adalbert von Bremen, seit 1069 wieder
auffallend bevorzugte und durch Anlage von Burgen, deren Besatzung
der Anwohnerschaft zur Last lag, ebenso wie durch seinen häufigen
Aufenthalt in Sachsen die wirtschaftlichen Kräfte des Landes unge-
bührlich in Anspruch nahm. So bildete sich eine Verschwörung gegen
Heinrich, an der sich auch die Thüringer beteiligten, weil auf der
Erfurter Synode von 1073 unter Einwirkung des Königs nun doch
der verhaßte Zehnte dem Mainzer Kirchenfürsten zugesprochen wurde.
Diese Verschwörung schloß fast den ganzen sächsischen Adel ein, vor
allem waren beteiligt Otto von Nordheim, der Markgraf Udo von der
Nordmark, Markgraf Dedi mit seinen Neffen Dietrich und Wilhelm,
den Söhnen seines Bruders, des Grafen Gero von Brehna, und seinem
Schwiegersohne Adalbert von Ballenstädt, ferner der noch dem Knaben-