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eine mumienhafte Hand als die des Gegenkönigs, und der Chronist
weiß von einer erbaulichen Rede zu erzählen, die er an die um sein
Sterbelager versammelten Bischöfe und Fürsten gerichtet habe, indem
er den Verlust der Schwurhand, die einst seinem Könige Treue gelobt
habe, als eine gerechte Strase des Himmels anerkannte.
In den Fasten 1080 hatte der Papst auf einer Synode den
Bann gegen Heinrich IV. erneut, er hatte dann, als er die Exkom-
munikation in der Peterskirche nochmals verkündete, sich auf das Prophe-
zeien gelegt und behauptet, daß bis zum nächsten Peter= und Pauls-
tage (29. Juni) Heinrich entweder des Thrones beraubt oder des
Lebens verlustig geworden sei. Peter und Paul waren vorüber, Heinrich
hatte durch eine Synode von Bischöfen, die zu ihm hielten, in Brixen
in der Person Wiberts von Ravenna einen Gegenpapst wählen lassen,
der sich Klemens III. nannte — jedenfalls war die Wahrsagung des
erbitterten Hohenpriesters nicht zur Wahrheit geworden, und das wollte
in dieser Zeit, in der man noch fest an die Zuverlässigkeit der Gottes-
urteile glaubte, nicht wenig bedeuten. Nur in Sachsen konnte man
sich noch nicht zu solcher Erkenntnis verstehen. Heinrich bot den
Sachsen Abdankung und Abtretung der Herrschaft an seinen Sohn an.
Otto von Nordheim ließ hohnvoll antworten, von einem bösen Bullen
pflege auch ein böses Kalb zu kommen. Jedenfalls, solange Papst
Gregor dem widerspenstigen Sachsenvolke noch den geistlichen Rückhalt
gab, ließ sich, nach Heinrichs Meinung, nichts erreichen. So zog er
wieder nach Italien und stand Pfingsten 1081 vor Rom; nachdem er
aber bis in den Juni vor der ewigen Stadt gelegen hatte, ohne die
Römer und Gregor VII. zur Übergabe zwingen zu können, zog er
unverrichteter Sache nach Norditalien ab. Dieser Mißerfolg schadete
seinem Ansehen wesentlich, das nach dem Tode Rudolfs im Steigen
begriffen war. Die Gegenpartei stellte sogar wieder einen Gegenkönig
auf in der Person Hermanns von Salm, eines in Lothringen und
Franken reich begüterten Mannes; Otto von Nordheim, der anfangs
selbst auf die Krone gehofft hatte, und mit ihm die Sachsen gaben
schließlich ebenfalls ihre Anerkennung, so daß jener noch vor Ablauf
des Jahres in Goslar gekrönt werden konnte. Alsbald rief ihn der
Papst um Hilse an; denn Kaiser Heinrich und der von ihm einge-
setzte Gegenpapst Wibert von Ravenna hielten ihn in Nom belagert.
Sturnhoebkel, Geschichte der sichsischen Lande.