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Telle der sächsischen Geistlichkeit in Fühlung sehen. Um der zu Quedlin-
burg über Ekbert ausgesprochenen Acht Wirkung zu verschaffen, zog Kaiser
Heinrich vor dessen Burg Gleichen, zwischen Gotha und Arnstadt ge-
legen, und begann sie mit Hilfe des Herzogs Magnus von Sachsen
und anderer sächsischen Großen von Mitte August 1088 an zu belagern.
Als Antwort darauf fiel Ekbert verwüstend in die Umgegend von
Quedlinburg und führte des Kaisers Schwester, die Abtissin AMdelheid
von Quedlinburg, gefangen mit sich hinweg. Heinrich beauftragte den
Erxzbischof Hartwig von Magdeburg, gegen ihn zu ziehen. Dieser aber,
noch immer im geheimen Einverständnis mit dem Friedensbrecher, ließ
ihm Botschaft über seine Aufgabe und zugleich von der Schwäche des
die Burg Gleichen umlagernden kaiserlichen Heeres zukommen. So
konnte durch den Verrat des Magdeburgers Ekbert ungehindert nach
Süden abmarschieren und unvermutet wider die Kaiserlichen vorbrechen.
Gerade am Weihnachtstage 1088 brachte er dem Kaiser eine Niederlage
bei. Da dieser zunächst keine Möglichkeit sah, ein neues Heer ins
Feld zu führen, erneuerte er von Regensburg aus Anfang Februar
die Acht und übertrug um dieselbe Zeit die Mark Meißen an den
Wettiner Heinrich von Eilenburg, von dem an dann das Haus
Wettin, mit einer einzigen Unterbrechung, im Besitze der Mark ge-
blieben ist.
Das Bundesverhältnis zwischen König Heinrich und dem Herzog
Wratislav von Böhmen hatte diesem, wie erzählt wurde, die Mark-
grasschaft Meißen und einem Verwandten von ihm, Felix, das dortige
Bistum eingetragen. 1081 war die Mark an Ekbert zurückgegeben
worden und Wratislav hatte Heinrich mit der Mark Osterreich ent-
schädigt. Auch die Mark Lausitz, die er 1076 erhalten, war nicht
Wratislavs Eigentum geblieben, sondern noch vor der Belehnung mit
Meißen an Heinrich von Eilenburg gekommen. Ferner war Felix
wieder von Benno verdrängt worden, nachdem dieser im Sommer 1086
seinen Frieden mit dem kaiserlichen Papste Klemens III. gemacht hatte.
Trotzdem scheinen die Beziehungen zu Wratislav keine ernstere Störung
erlitten zu haben; der Kaiser belehnte nämlich des Böhmenkönigs
Schwiegersohn, Wiprecht von Groitzsch, der Wratislavs Tochter Judith
geheiratet hatte, mit der Oberlausitz, die sich thatsächlich in der Hand
des Böhmen befand und auch später noch für böhmisch galt, und mit