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alle die dem Vater feindlichen Elemente, und der Bürgerkrieg entbrannte
aufs neue. Bei einem Zusammenstoße am Flusse Regen lief des
greisen Kaisers Heer, vom Sohne zum Abfall verleitet, auseinander,
und jener floh nach Böhmen. Die rheinischen Städte aber und Pfalz-
graf Siegfried erhoben das sinkende Banner des Kaisers und so faßte
Heinrich IV. neuen Mut zur Rücklehr ins Reich. Borivoi, ein Bruder
Bretislavs und an dessen Stelle seit 1100 Herzog in Böhmen, gewährte
ihm freies Geleit nach Sachsen. Auf dem Kamme des Erzgebirges
übergab er ihn seinem Schwager Wiprecht von Groitzsch und dieser
brachte ihn dann auch sicher durch das aufrührerische Sachsen, freilich
um bald darnach seine Sache zu verlassen und sich der neu aufgehen-
den Sonne zuzuwenden. Er war es, der in den vom Sohne schließ-
lich gefangenen und hilflos gewordenen Greis drang, die Reichs-
insignien an jenen auszuliefern. Dann nahm er an einer Fürsten-
gesandtschaft teil, die Anfang des Jahres 1106 von Mainz nach Rom
gehen sollte, um den Papst von dem Vorgefallenen zu unterrichten. Die
Gesandten wurden jedoch in Trient von einem Heinrich IV. ergebenen
Grafen Adalbert gefangen genommen und nicht eher entlassen, als bis sie
gelobt hatten, wieder die Sache ihres alten Herrn zu verfechten. Dieser
war unterdessen aus seiner Haft zu Ingelheim, in der er aufs Un-
würdigste behandelt worden war, entronnen und hatte in Lüttich Unter-
kunft gefunden. Dort begann er neue Rüstungen, die durch eine
Niederlage des Sohnes gegen den Lothringerherzog an der Maß
nur gefördert wurden, als er am 7. August 1106 zu Lüttich verstarb,
nach einem Leben voll Demütigung, Kummer, Entsagung, Kampf und
Friedlosigkeit.
Nachdem so Heinrich V. mit Hilfe der Kirche sein Ziel erreicht
hatte, dachte er keineswegs daran, sich nun in dankbarem Gehorsam
ihr zu unterwerfen. An den mit dem Papste zu Chalons geführten
Unterhandlungen nahm neben Adalbert von Mainz und Hermann von
Winzenburg auch Wiprecht von Groitzsch teil. Diese Unterhandlungen
wurden von ihnen in voller Rücksicht auf die Rechte des Kaisers und
des Reiches geführt und hatten also, was auch gar nicht beabsichtigt
war, kein befriedigendes Resultat. Die Gesinnung des Kaisers bezüg-
lich der noch immer obschwebenden Frage der Loaieninvestitur ergab
sich klärlich, als er, mit der Gesandtschaft nach Deutschland zurück-