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Jahreszeit nach dieser Richtung hin allerdings unverrichteter Sache
wieder abziehen. Paschalis II. hoffte nun Rom wieder zu gewinnen,
aber ehe ihm diese Freude ward, starb er am 21. Jannar 1118. Über
seinem Grabe entbrannte der Streit der Eiferer im Sinne Gregors VII.
und der Gemäßigten, die einen Ausgleich mit dem Kaisertum für
dringend notwendig hielten. Die ersteren trugen den Sieg davon,
indem der Kardinalbischof von Gasta, Johann, als Gelasius II. die
Tiara erhielt. Sofort eilte, im März 1118, Kaiser Heinrich herbei,
um ihn durch Verhandlungen zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Für
Gelasius war das bei der Lage der Dinge eine Unmöglichkeit, und so
ließ der Kaiser am 8. März den vorerwähnten Erzbischof Burdinus
von den Gemäßigten zum Papste wählen; er nahm den Namen
Gregor VIII. an. Gelasius belegte ihn und den Kaiser aufs neue
mit dem Bann und entfaltete eine fieberhafte Thätigkeit, um dem
weltlichen Gegner zu schaden. Aber das Schisma that doch seine
Wirkung und die kirchlichen Machtmittel hatten sich durch den Miß-
brauch der letzten Jahre abgestumpft. So bildete in diesem Augen-
blicke die Kirche in Italien dasselbe Chaos, das auf weltlichem Ge-
biete in Deutschland entstanden war, seit es Heinrich 1116 verlassen
hatte. Als er 1118 zurückkehrte, fand er das Reich fast in völliger
Auflösung.
Während er hier die Verwaltung des Ganzen in die Hände des
Stauffen Friedrich gelegt hatte, hatte er besonders in Thüringen und
Meißen Hermann von Winzenburg und den Burggrafen Heinrich Haupt
von Meißen mit der Vertretung der kaiserlichen Interessen betraut.
Doch konnten sie es bei aller Anstrengung nicht hindern, daß sich der
jüngere Wiprecht mit Hilfe des Magdeburger Adalgoz und der Mark-
gräfin Gertrud wieder in den Besitz von Groitzsch brachte. Das Un-
glück wollte ferner daß Heinrich Haupt, als er zum Entsatze der
Neuenburg der Kelbra heranrückte, die von den Sachsen belagert
wurde, bei Arnsburg in die Hände der Feinde fiel. Um dessen Auslösung
zu erwirken, sah sich Friedrich von Stauffen genötigt, die gefangenen Wi-
precht den Alteren und den Landgrafen Ludwig von Thüringen freizu-
geben, am 26. September 1116. Heinrich schlug nun Wiprecht gegenüber
einen anderen politischen Weg ein; er suchte den alten Bundesgenossen
wieder zu gewinnen. Da der jüngere Wiprecht noch vor der Frei-