Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Wir sahen, wie das Gebirge Miriquidi, im Mittelalter übrigens 
dicht bewachsen und diesem Umstande seinen Namen „Schwarzwald“ 
verdankend, durch seinen jähen Absturz nach Süden, durch seine sanft 
abfallende Abdachung nach Norden zu das nach Norden liegende 
Gebiet unbedingt auf eine nach gleicher Richtung oder auch nach 
Westen zu laufende Entwickelung drängte. Nach Südwest zu wird 
der Gebirgswall niedriger und ragt nur noch halb so hoch empor. 
Dieser Teil, den wir heute Elstergebirge und Vogtland nennen und den 
nach Norden zu die Weiße Elster und ihre nördlichen Zuflüsse entwässern, 
sollte dann auch später thüringischen und fränkischen Zuwanderern ein 
willkommenes Thor abgeben, wenn auch nicht immer im friedlichen 
Sinne. Denkt man sich mit den Geologen ein viel weiter, als es die 
jetzigen Nord= und Ostseeufer bezeichnen, nach Süden zu brandendes 
Meer, so gelangten die Elster und die an der Grenze des heutigen 
altenburgischen und reußischen Gebietes entspringende Pleiße in kaum 
für jene Periode zu beziffernden Jahren zur Mündung in derselben 
Gegend, die die Gelehrten in Erinnerung an diese maritimen Zeiten die 
Bucht von Leipzig benennen. Eine ähnliche Buchtung schiebt sich weiter 
im Osten des heutigen Königreichs Sachsen in die Gebirgslande ein; aber 
diese Lausitzer Bucht hatte zu ihrem südlichen nadelholzbewachsenen 
Dünenufer nicht das Erzgebirge, sondern die sogenannte Lausitzer Platte 
und das Lausitzer Gebirge, diese wie das Erzgebirge meist aus Granit 
bestehend. Die genannte Erhebung wird durch die Schwarze Elster 
und Sprce entwässert. Nach Ost-Süd-Ost scheidet sie ein tiefein- 
geschnittener Paß von den Sudeten, die mit den sächsischen Landen nichts 
mehr zu thun haben. In der Lücke aber zwischen dem Erzgebirge und 
dem Lausitzer Gebirge hatten sich die Schottermassen des Sees ab- 
gesetzt, in den durch einen, etwa in der Nähe des heutigen Pirna 
tosenden Wasserfall sich in unvordenklichen Zeiten das Abflußgewässer 
eines großen böhmischen Binnenmeeres ergoß, nämlich die Elbe. In die 
Sandsteinsedimente, die wir heute Elbsandsteingebirge oder sächsische 
Schweiz nennen, wusch sich die Elbe so lange zurück, bis endlich bei Boden- 
bach das Hindernis gänzlich beseitigt war, das den böhmischen See von 
dem nördlichen trennte und sich das böhmische Bassin entleerte. Solche 
Zurückwaschungen sind seit mehr als einem Jahrhundert genau am Nia- 
garafall in Nordamerika und auch an anderen Fällen beobachtet worden.
	        
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