— 190 —
einen mit Gold und Silber ausgelegten Schild, zwanzig Rosse mit
dem prächtigsten Geschirr. — Die niederen Stände kleideten sich natür-
lich, ihren Mitteln entsprechend, einfacher. Gröbere wollene und leinene
Zeuge, aber auch viel Pelzwerk, selbst im Sommer getragen, gab die
Tracht ab. Daß man gern den Begüterteren im Kleiderluxus nach-
ahmte und dadurch manches Argernis erzeugt wurde, braucht kaum
erst erwähnt zu werden, da es bis auf den heutigen Tag bei der
Eigenart der menschlichen Natur noch nicht anders geworden ist. Um-
gedreht finden sich aber auch Beispiele von fürstlicher Einfachheit und
von häuslichem Fleiße hoher Frauen. So trug Kunigunde, die Ge-
mahlin Heinrichs II., ein dunkelfarbiges, braunes Kleid, das sie selbst
angefertigt hatte, und Luitgard, Kaiser Ottos I. Tochter, arbeitete
an einer silbernen Spindel, die auch bei ihrem Grabe als Ehren-
zeichen häuslicher Thätigkeit aufgehängt wurde. Auch Sang und
Saitenspiel werden bei fürstlichen Frauen hier und da als häusliche
Tugend erwähnt. Daß aber dieselben Hände, die mit Webstuhl und
Spindel umzugehen wußten, auch mit der Arbeit des Krieges vertraut
waren, wenn Not an den Mann kam, beweisen die meißnischen Frauen,
die die Stadt auf Bitten des Markgrafen Hermann 1015 gegen die
Polen verteidigen halfen (s. o. S. 113).
Damals löschte man den in der Burg ausgebrochenen Brand, wie
erzählt wurde, mit Meth, ein Beweis, daß dieses aus gegorenem Honig=
wasser bereitete Getränk in reichlicher Fülle vorhanden gewesen und
offenbar auch gern getrunken worden sein muß. Auch Bier wurde in
jedem Hause gebraut, und man unterschied recht wohl stärkeres und
schwächeres Bier, gewöhnliches und solches mit bischöflicher Zuthat, ge-
honigtes und ungehonigtes Bier. Sich an Meth und Bier zu berauschen,
und zwar oft recht gründlich, gehörte zur Sitte des Landes und des Zeit-
alters. Wein dagegen war in unsern Gegenden auch jetzt noch selten,
wennschon man die Spuren des beginnenden Weinbaues bis in diese
Zeit zurück zu verfolgen vermag. Jedenfalls findet sich Wein noch
nicht unter den Deputaten, die Markgraf Konrad als Schirmvogt ver-
schichener Klöster erhielt. Diese Naturalleistungen sind für die Art
eines fürstlichen Haushaltes recht bezeichnend. Markgraf Konrad
erhielt nämlich von Naumburg jährlich dreimal und von Zeitz sechs-
mal folgende Abgaben: sechs Scheffel Mehl zu Brot, je ein Fuder