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Abgaben, die ähnlich auch aus Gerbstädt eingingen, die Tafel des
Markgrafen, so gehörten zu einer solchen Schweine= und Hühnerfleisch,
Eierspeisen, Bier und Meth. Rindfleisch dagegen scheint entweder sehr
teuer oder wenig geachtet gewesen zu sein, denn es geschieht seiner so
gut wie keine Erwähnung, während neben Schweinen und Hühnern
auch Schafe eine große Ziffer ausmachen. Daß man auch viel Wild
speiste, bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung. Kostbares Tafel-
geschirr wird öfters erwähnt, ebenso besseres Hausgerät. Bei Ehren-
gelagen glänzten silberne und goldene Becher, Schalen und Schüsseln;
man hatte elfenbeinerne Trinkhörner neben den altüberlieferten, die der
Ur noch gespendet hatte. Auch wußte man dem Gaste das Sitzen mit
Teppichen bequem zu machen. Bei dem Abendmahl der kaiserlichen
Damen, zu dem Ekkihard I in wenig beifallwerbender Weise sich zu Gaste
bat, waren die Stühle mit kostbaren Teppichen belegt. Auch kannte
man schon Polster von Ziegenhaar. Beim Scheiden aber ward dem Gast
ein Ehrengeschenk zu teil, oft ein wertvoller Gegenstand, der durch
häuslichen Fleiß hervorgebracht und anderweitig nicht erhältlich war.
Solche Ehrengeschenke wurden auch bei Aussöhnungen und zur Bekräf-
tigung von Verträgen gegeben und genommen, solche auch dargeboten
wenn man sich die kaiserliche Huld oder die eines anderen Mächtigen
erwerben wollte. Als Herzog Wratislav von Böhmen nach der Königs-
krone trachtete, gab er auf Wiprechts von Groitzsch Anraten dem Kaiser ein
Ehrengeschenk von 4000 Mark Silber. Dem treuen Ratgeber und Ver-
wandten aber schenkte Wratislav, wie erwähnt, ein elfenbeinernes Trink-
horn und zwanzig Rosse mit Sattel- und Zaumzeug, Üüberdies ein ver-
goldetes Schachbrett mit elfenbeinernen und krystallenen Steinen. Denn
das Brettspiel war mit dem Schachspiel seit dem 11. Jahrhundert
ein sehr willkommener Zeitvertreib auf den einsamen Burgen geworden;
daneben war natürlich das altüberlieferte Würfelspiel nicht in Ver-
gessenheit geraten. Kartenspiele kamen erst im 14. Jahrhundert auf.
Von öffentlichen Spielen trug schließlich bei den großen Reichsversamm-
lungen das aus Frankreich herübergekommene Turnier den Sieg
über alle übrigen davon. Auch das Wettrennen zu Pferde wurde
noch gern als ritterliches Vergnügen geübt. Auch die Jagd wurde
als angenehmer Zeitvertreib betrachtet, ebenso wie sie eine wirtschaft-
liche Notwendigkeit war, um bei den großen Waldungen den Acker-