Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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erhält, während sein großer Besitz verschwunden zu sein scheint. Nur 
mit zwölf Begleitern kommt er dann nach der Loiba, um sich da anzu- 
siedeln. Eine ganz andere Vermutung geben andere Quellen an die 
Hand; man glaubt nämlich, Ludwig mit dem Barte und seinen Bruder 
wiederzufinden in den Söhnen eines Herzogs Karl von Lothringen, 
der bei der Wegnahme der französischen Krone als letzter der Karo- 
linger dem Usurpator noch längere Zeit Widerstand geleistet hatte, 
endlich aber, im Jahre 991, mit seiner Familie in die Gefangenschaft 
des Siegers geraten war. Er wurde bis zu seinem Tode zu Orleans 
in Haft gehalten und hier noch wurden ihm zwei Söhne, mit Namen 
Karl und Ludwig, geboren, die dann, aus Frankreich gewiesen, ihren 
Aufenthalt am Hofe des deutschen Kaisers nahmen. Diese Vermutung 
hat viele Anhänger gefunden, weil sie für das Dunkel der Herkunft 
und die offenbar vorhandenen Beziehungen Ludwigs, wenn diese auch 
urkundlich nicht feststehen, zur Erklärung dienen kann. Aber über 
das weitere Schicksal jener beiden Brüder schweigen die Quellen 
gänzlich. Endlich aber bezeichutt Eike von Repgow, der berühmte 
Verfasser des sogenannten Sachsenspiegels, der in der ersten Hälfte 
des 13. Jahrhunderts lebte, das thüringische Grafengeschlecht seiner 
Herkunft nach als ein fränkisches. Damit würde übereinstimmen, 
daß zur Zeit Heinrichs IV. die beiden Söhne Ludwigs mit dem 
Barte, Ludwig und Beringer, an das berühmte Kloster Hirschau im 
Schwarzwalde eine Schenkung machten, bestehend aus den am mitt- 
leren Main gelegenen Orten Schönrain und Wiesenfeld; in Schön- 
rain sollte von den Hirschauern ein Kloster gegründet werden. Das 
würde dann allerdings auf ursprüngliches Besitztum in Niederfranken 
schließen lassen. Nun fehlt nur noch die Ansicht, daß das Geschlecht 
Ludwigs gar nicht aus der Fremde zugewandert sei, sondern uranfäng- 
lich in Thüringen seinen Besitz gehabt und sich langsam emporgearbeitet 
habe. Auch das ist natürlich vermutet worden, nur kann man dann 
vor allem die Frage stellen: auf welche Weise hat Ludwig die Auf- 
merksamkeit Konrads II. auf sich zu lenken gewußt? 
Wenn wir der lbberlieferung trauen dürfen, so schützte schon Ludwig 
sein Gebiet durch die Anlage der Schauenburg bei Friedrichroda nach 
Osten zu und erweiterte es wesentlich nach Nordosten zu, indem er 
Cäcilia von Sangerhausen heimführte, über deren Herkunft auch nichts
	        
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