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erhält, während sein großer Besitz verschwunden zu sein scheint. Nur
mit zwölf Begleitern kommt er dann nach der Loiba, um sich da anzu-
siedeln. Eine ganz andere Vermutung geben andere Quellen an die
Hand; man glaubt nämlich, Ludwig mit dem Barte und seinen Bruder
wiederzufinden in den Söhnen eines Herzogs Karl von Lothringen,
der bei der Wegnahme der französischen Krone als letzter der Karo-
linger dem Usurpator noch längere Zeit Widerstand geleistet hatte,
endlich aber, im Jahre 991, mit seiner Familie in die Gefangenschaft
des Siegers geraten war. Er wurde bis zu seinem Tode zu Orleans
in Haft gehalten und hier noch wurden ihm zwei Söhne, mit Namen
Karl und Ludwig, geboren, die dann, aus Frankreich gewiesen, ihren
Aufenthalt am Hofe des deutschen Kaisers nahmen. Diese Vermutung
hat viele Anhänger gefunden, weil sie für das Dunkel der Herkunft
und die offenbar vorhandenen Beziehungen Ludwigs, wenn diese auch
urkundlich nicht feststehen, zur Erklärung dienen kann. Aber über
das weitere Schicksal jener beiden Brüder schweigen die Quellen
gänzlich. Endlich aber bezeichutt Eike von Repgow, der berühmte
Verfasser des sogenannten Sachsenspiegels, der in der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts lebte, das thüringische Grafengeschlecht seiner
Herkunft nach als ein fränkisches. Damit würde übereinstimmen,
daß zur Zeit Heinrichs IV. die beiden Söhne Ludwigs mit dem
Barte, Ludwig und Beringer, an das berühmte Kloster Hirschau im
Schwarzwalde eine Schenkung machten, bestehend aus den am mitt-
leren Main gelegenen Orten Schönrain und Wiesenfeld; in Schön-
rain sollte von den Hirschauern ein Kloster gegründet werden. Das
würde dann allerdings auf ursprüngliches Besitztum in Niederfranken
schließen lassen. Nun fehlt nur noch die Ansicht, daß das Geschlecht
Ludwigs gar nicht aus der Fremde zugewandert sei, sondern uranfäng-
lich in Thüringen seinen Besitz gehabt und sich langsam emporgearbeitet
habe. Auch das ist natürlich vermutet worden, nur kann man dann
vor allem die Frage stellen: auf welche Weise hat Ludwig die Auf-
merksamkeit Konrads II. auf sich zu lenken gewußt?
Wenn wir der lbberlieferung trauen dürfen, so schützte schon Ludwig
sein Gebiet durch die Anlage der Schauenburg bei Friedrichroda nach
Osten zu und erweiterte es wesentlich nach Nordosten zu, indem er
Cäcilia von Sangerhausen heimführte, über deren Herkunft auch nichts