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Nachdem schon der heilige Kilian, der mutmaßliche Gründer und
Einweiher der Kilianskapelle bei Freiburg a. U. (abgebrochen 1796),
das Christentum in Thüringen gepredigt hatte, aber 697 ermordet
worden war, folgte ihm in viermaliger Reise der heilige Bonifatins,
der 724 das Kloster Ohrdruf gründete und das damals schon als
bedeutende Siedlung der Thüringer hervortretende Erfurt (Erpisfort)
zu einem als solchem allerdings rasch wieder verschwindenden Bistume
machte. Er kam ebensosehr im Auftrage des Papstes, als in dem
seines Gönners Karl Martell; er predigte nicht nur die Unterwerfung
unter den Papst in Rom, sondern auch unter die Herrschaft der allein
rechtgläubigen, d. h. der dem athanasianischen Glaubensbekenntnis
zugeschworenen Franken. Esn mußte doch ein germanisch-eigensinniger
Volksstamm sein, den zweihund gherrschaft noch nicht gesüge
gemacht hatte. — Was haben wir inm für etwa zuverlässige Kunde von
der Abstammung jener thüringischen Germanen? Zu den Zeiten des
römischen Geschichtschreibers Tacitus finden wir das Volk der Hermun-
duren erwähnt, die in der Nähe der Werra, des Salzflusses, um diesen
mit den Chatten, den Hessen, streiten. Damit kommen wir etwa auf die
Gegend Thüringens. Der Name der Hermunduren verschwindet aber um
180 n. Chr. und erst im 5. Jahrhundert wird an seiner Stelle der Name
der Thüringer genannt. Das hat man nun sprachlich als die „Wagen-
den, Kühnen" deuten wollen; nur wußte man nicht, woher sie eigentlich
dann so plötzlich gekommen sein sollten und warum sie gerade diesen
Namen trugen. Nach anderer Ansicht, der der große deutsche Sprach-
forscher Jakob Grimm beigetreten ist, ist Hermun nur Vorsilbe, wie das
weiter westliche Irmin, und bedeutet Groß, während Duri, in der später oft
urkundlichen Form Doringen, Duringen vorkommend, übrig blieb, nament-
lich nachdem mit dem Zusammenbruche Groß-Thüringens diese Vorsatz-
silbe überflüssig geworden war. Somit würden die Thüringer Abkömm-
linge der germanischen Hermunduren sein. — Die fränkisch-sächsische
Herrschaft nach 531 begünstigte nach Nordwesten zu Vermischung mit
den Sachsen, nach Süden und Südosten zu mit den Franken, obwohl
es im allgemeinen bekannt ist, wie rein sich bis auf den heutigen Tag
in ganz benachbarten Dörfern der Grenzbezirke der sächsische, fränkische
und thüringische Dialekt erhalten hat. Nach Osten zu blieb auch für
diese ethnographischen Verhältnisse die Saale die Grenze gegen die