Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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seinem Reichsbannerträger. Wir können daraus den Schluß ziehen, 
daß sowohl dieser, als auch sein älterer Bruder in den Kämpfen gegen 
Böhmen (1126) und besonders gegen die aufsässigen stauffischen Ge- 
brüder Friedrich und Konrad den Kaiser treulichst und nach besten 
Kräften unterstützt haben. Späterer Überlieferung erschien das Ver- 
hältnis der thüringischen Brüder als so eng, daß sie Ludwig zum 
Schwiegersohne Lothars machte; es ist jedoch bekannt, daß Lothar 
seine einzige Tochter Gertrud 1127 an den Bayernherzog Heinrich den 
Stolzen verheiratete. Jedenfalls begünstigte Kaiser Lothar, solange 
er die Kaiserkrone trug, dies thüringische Geschlecht, am meisten da- 
durch, daß er ihm 1136 die Landgrafenwürde übertrug, die ihrem 
Wesen nach schon früher vorhanden gewesen war, dem Namen nach aber 
erst seit 1112 existierte. Offenbar hatte bei den engen Beziehungen 
König Heinrichs II. zu den Grafen von Weimar-Orlamünde schon zu 
dessen Zeiten und nachher die königliche Stellvertretung im thüringischen 
Heerbann und Landding öfters auf dem weimarischen Hause geruht. 
Als dies 1112 mit dem jüngeren Ulrich ausstarb, übertrug Kaiser 
Heinrich V. diese Vertretung seiner Person mit dem Titel eines Land- 
grafen an den schon mehrfach genannten Hermann den Alteren von 
Winzenburg. Dessen Geschlecht war ursprünglich ein bayrisches. Aber 
da seine Mutter aus dem Reinhäuser Grafengeschlecht stammte, das in 
der Umgegend von Göttingen ansässig war, so zog er nach dem kinder- 
losen Absterben seiner Oheime nach Sachsen und erbaute auf dem Roß- 
trappenfelsen an der Bode die Winzenburg, die er nach dem Stamm- 
schlosse seiner Familie Windesberg nannte. Hermann I. von Winzen- 
burg hielt nun in den Kämpfen um das weimarische Erbe zu Heinrich V. 
Nach der Schlacht am Welfesholze aber, als Kaiser Heinrich in Italien 
zu kämpfen hatte, und namentlich in Thüringen und Sachsen sein Ein- 
fluß so gut wie vernichtet war, konnte sich auch Hermann I nicht mehr als 
sein Vertreter halten. Er trat zur Gegenpartei über, um nicht an sie seine 
thüringischen Besitzungen zu verlieren. Er hat dann 1121 auch seinen 
Frieden mit dem Kaiser gemacht und ist dann zurück nach seinem bayrischen 
Stammgute gegangen, wo er 1122 verstarb. An seine Stelle, sowohl 
was die Landgrafenwürde als die Gunst des Kaisers Heinrich anlangte, 
trat sein Sohn Hermann II., der in dem 1123 ausbrechenden Kampfe 
um die Mark Meißen die kaiserliche Entscheidung über diese verfocht,
	        
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