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zugreifendes Benutzen der Umstände gehörten. Beide Eigenschaften
sind Konrad von Wettin reichlich zu teil geworden, und ihnen verdankt
er den Beinamen des Großen; auch der Fromme und der Reiche wird
er ab und zu genannt. — Er war, wie früher erzählt worden ist, in
dem Kampfe gegen Heinrich II. von Eilenburg nicht glücklich gewesen
und sogar in dessen Gefangenschaft geraten. Seit Jahr und Tag saß
er auf dem Kirchberg bei Jena, ohne Hoffnung auf Freiheit. Da be-
merkte er an seinen Wächtern und dem übrigen Burggesinde eine un-
gewöhnliche Niedergeschlagenheit und erfuhr bald, obwohl man es ihm
anfänglich verheimlichen wollte, deren Ursache: sein Kerkermeister war
gestorben. Durch Bitten und Versprechungen brachte er es dahin, daß
man ihm das Gefängnis öffnete und die Freiheit schenkte. Alsbald
begab er sich zum Herzog Lothar von Sachsen; wir hörten, wie ihm
dieser in der Aufrechterhaltung seiner Erbansprüche auf Meißen förder-
lich war, so daß es Wiprecht von Groitzsch nicht gelang, in der Mark
heimisch zu werden, und daß nach dessen Tode Konrad zum unan-
gesochtenen Besitz der Mark kommen konnte. Allerdings war der Um-
fang der Mark damals noch sehr beschränkt dadurch, daß die Gaue von
Budissin und Nisani in den Händen der Böhmen waren. Sie erstreckte
sich von Wurzen bis an die Elbe bei Mühlberg und jenseits der Elbe
bis an die Elster und Pulsnitz. Von der Pulsnitzauelle lief die Grenze
etwa bis Scharfenberg oberhalb Meißens und von da bis an die
Chemnitz und die vereinigte Mulde. Es war für die Ausgestaltung
seines Territoriums sehr wesentlich, daß Seitenverwandte, kinderlos
sterbend, ihn als Erben hinterließen. So erbte er von seinem Vetter
Wilhelm 1116 die Herrschaften Brehna, Camburg und Torgau. Mit
dem kinderlosen Tode seines Bruders Dedo fiel dessen Hauptbesitz
an ihn. Die einträglichen Vogteien über die Stifter Meißen, Merse-
burg und Naumburg gehörten ihm, ingleichen, als dem nunmehrigen
Senior der Familie, die über das Kloster Gerbstädt und über das in
dem bayrischen Schwaben belegene Kloster Elchingen, das seine Gattin
Luitgard, Tochter des Grasen Albrecht von Ravenstein, begründet hatte.
Mit dem 1135 erfolgten Tode Heinrichs von Groitzsch, eines Sohnes
des alten Wiprecht, gelangte Konrad in den Besitz der Pegauer und
Zwickauer Gegend; das Stammschloß der Familie, Groitzsch, hatte
Heinrichs Schwester in Besitz, die mit Konrads Bruder Dedo ver-