Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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der Herzog Friedrich von Böhmen, nicht für Seinesgleichen ansehen 
wollte, weil von Alters die Bischöfe von Prag Kapellane der Böhmen- 
herzöge gewesen seien, somit als deren Untergebene zu betrachten wären. 
Der ungestüme Einspruch der zugezogenen Erzbischöfe und Bischöfe 
und die beredte Führung seiner Sache durch Dedo verhalfen dem 
gekränkten Bischof von Prag zum Siege über den hochmütigen Vetter. 
Ehe alsdann Kaiser Friedrich den auf dem Reichstage von Mainz, 
Ende März 1188, beschlossenen Kreuzzug antrat — der herzensfromme 
alte Herr nannte diese Tagsatzung den Hoftag Jesu Christi — sorgte 
er noch allenthalben väterlich für die Aufrechterhaltung des Land- 
friedens während seiner demnächst eintretenden Abwesenheit und kam 
bei seinem Umzuge im Reiche auch nach Sachsen und Meißen; so 
weilte er Ende August in Nordhausen, dann im September in Leisnig 
umd Altenburg, im November in Erfurt und Gernrode; fast auf allen 
diesen Tagen wird Dedo als gegenwärtig erwähnt. Aber an dem 
Kreuzzuge beteiligte er sich nicht, und zwar aus einer leicht verständ- 
lichen Ursache: er war von so behaglichem Leibesumfange geworden, 
daß man ihn Dedo den Feisten nannte. Mochte ihn schon sein Zu- 
hausebleiben bei einem von Kaiser Friedrich geleiteten Kreuzzug ge- 
grämt haben, so wollte er doch wenigstens den von jenem in Deutsch- 
land zurückgelassenen König Heinrich, den Sohn Friedrichs, nach Italien 
begleiten, wenngleich auch für solchen Zug die Körperfülle als großes 
Hindernis erschien. Trotz seiner vorgerückten Jahre entschloß sich der 
energische Mann zu einer Radikalkur; ein Mönch oder Jude — in 
den Händen dieser beiden Stände befand sich damals die ärztliche 
Kunst — jedenfalls ein gewissenloser Charlatan, erbot sich, ihm das 
überflüssige Fett vom Leibe zu schneiden und — Graf Dedo unter- 
zog sich dieser damals natürlich noch durch keinerlei schmerzstillende 
Mittel gelinderten Operation. Durch diesen scheußlichen Eingriff ver- 
lor der sonst kräftige Mann das Leben; er starb am 16. August 
1190 und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster Zschillen 
bestattet, das nachmals, weil es den Herren oft wechselte, den Namen 
Wechselburg erhielt. Dort liegt auch seine Gemahlin Mechthild be- 
graben, eine Tochter Goswins von Heimsberg und Schwester des 
damaligen für die stauffische Sache so bedeutenden Erzbischofs Philipp 
von Köln. Eine Tochter aus dieser Ehe, Agnes, heiratete den Herzog 
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