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der Herzog Friedrich von Böhmen, nicht für Seinesgleichen ansehen
wollte, weil von Alters die Bischöfe von Prag Kapellane der Böhmen-
herzöge gewesen seien, somit als deren Untergebene zu betrachten wären.
Der ungestüme Einspruch der zugezogenen Erzbischöfe und Bischöfe
und die beredte Führung seiner Sache durch Dedo verhalfen dem
gekränkten Bischof von Prag zum Siege über den hochmütigen Vetter.
Ehe alsdann Kaiser Friedrich den auf dem Reichstage von Mainz,
Ende März 1188, beschlossenen Kreuzzug antrat — der herzensfromme
alte Herr nannte diese Tagsatzung den Hoftag Jesu Christi — sorgte
er noch allenthalben väterlich für die Aufrechterhaltung des Land-
friedens während seiner demnächst eintretenden Abwesenheit und kam
bei seinem Umzuge im Reiche auch nach Sachsen und Meißen; so
weilte er Ende August in Nordhausen, dann im September in Leisnig
umd Altenburg, im November in Erfurt und Gernrode; fast auf allen
diesen Tagen wird Dedo als gegenwärtig erwähnt. Aber an dem
Kreuzzuge beteiligte er sich nicht, und zwar aus einer leicht verständ-
lichen Ursache: er war von so behaglichem Leibesumfange geworden,
daß man ihn Dedo den Feisten nannte. Mochte ihn schon sein Zu-
hausebleiben bei einem von Kaiser Friedrich geleiteten Kreuzzug ge-
grämt haben, so wollte er doch wenigstens den von jenem in Deutsch-
land zurückgelassenen König Heinrich, den Sohn Friedrichs, nach Italien
begleiten, wenngleich auch für solchen Zug die Körperfülle als großes
Hindernis erschien. Trotz seiner vorgerückten Jahre entschloß sich der
energische Mann zu einer Radikalkur; ein Mönch oder Jude — in
den Händen dieser beiden Stände befand sich damals die ärztliche
Kunst — jedenfalls ein gewissenloser Charlatan, erbot sich, ihm das
überflüssige Fett vom Leibe zu schneiden und — Graf Dedo unter-
zog sich dieser damals natürlich noch durch keinerlei schmerzstillende
Mittel gelinderten Operation. Durch diesen scheußlichen Eingriff ver-
lor der sonst kräftige Mann das Leben; er starb am 16. August
1190 und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster Zschillen
bestattet, das nachmals, weil es den Herren oft wechselte, den Namen
Wechselburg erhielt. Dort liegt auch seine Gemahlin Mechthild be-
graben, eine Tochter Goswins von Heimsberg und Schwester des
damaligen für die stauffische Sache so bedeutenden Erzbischofs Philipp
von Köln. Eine Tochter aus dieser Ehe, Agnes, heiratete den Herzog
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