Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

unter das ebenfalls von Otto dem Großen errichtete Erzbistum 
Magdeburg gehörten, wie auch das nach Osten zu angrenzende 
Bistum Meißen. 
Die Slaven in Thüringen. 
Auf die Einfälle der Slaven unter Samo wurde Bezug ge- 
nommen, ebenso auf ihre Abwehr seit Radulf bis auf Karl den Großen. 
Es ist keine Frage, daß diese Einfälle nicht von kurzer, schnell ab- 
gewehrter Natur waren, sondern daß schließlich da und dort auch 
westlich der Saale mancher „Rundling“ blieb. Es ist nämlich eine 
das Germanendorf vom Slavendorf charakteristisch sondernde Unter- 
scheidung, daß das Slavendorf sich rings um einen gemeinsamen 
Mittelpunkt, etwa den Dorsteich, schließt und damit die Familien- 
genossenschaft immer wieder zur Geltung bringt, während das Ger- 
manendorf, entsprechend der schon von dem Römer Tacitus gekannten 
Weise, nach Einzelsiedelungen in langgezogener Dorzzeile strebt. 
Der Anteil an der durch diese Bauweise sehr beschränkten Dorfflur 
wmde jedem Bauer nach der Arbeitskrast seines Hofes, also nach der 
Zahl seiner Pflüge, zugemessen. Da somit eine Vergrößerung des 
Dorfes ausgeschlossen war, so wuchs mit der Bevölkerung auch die 
Zahl der Dörfer, so daß z. B. im Altenburgischen noch heute auf 
1200 qkm über 300 Dörfer slavischen Namens gezählt werden. Es 
giebt aber auch im eigentlichen Thüringen eine ganze Anzahl von 
Ortsnamen, namentlich solche, denen der nachgebende Germane das 
Beiwort Windisch (wie Windisch-Gera) zugestanden hat, vor allem 
aber die Flurnamen, fast noch höheren Alters als die Dorfnamen, wie 
Clonitz, Gleitsch, Lutsche, Zelse, Prispe, Reschwitz, Rospe, Schremschka 
u. a., die für das zeitweise an manchen Orten trotz aller Be- 
mühungen der Karolinger siegreich vordringende Slaventum beweisen. 
Slaven im heutigen Sachsen. 
Die Völkerwanderung, vor deren Eintritt Tacitus ein Germanien 
fast in unseren Grenzen kannte, hatte natürlich die Bevölkerungsverhält- 
nisse in einer Weise verschoben, die uns heute fast unerklärlich erscheinen 
und nicht nach demselber Maße zu messen sind, wie die Wanderungen 
der Nomadenstämme in der Buccharei oder die Jagdzüge der nord-
	        
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