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schon damals der von ihnen besiedelte Teil, weil sie aus Sachsen
kamen, den Namen Sächsstadt erhalten haben mag, der ihm bis auf
den heutigen Tag geblieben ist. Der Markgraf hatte ein aufmerksames
Auge auf die neuen Siedelungen, deren Ertrag für seine Schatzkammer in
kurzer Zeit wohlthuend bemerklich wurde. In einer vom 2. August 1185
datierten Schenkungsurkunde über Land in jener Gegend an das Kloster
Zella nahm er die genannten Dörfer ausdrücklich von der Schenkung
aus, weil dort Silber gefunden worden sei und er von dem Kaiser als
Landesfürst mit dem Bergregal beliehen sei, d. h. mit dem Rechte,
allein auf Silber schürfen und es abbauen zu dürfen. Und 1186
umgab er die Neugründung mit einer Mauer, nachdem sie, es ist
unbekannt durch wen und aus welchem Anlaß, verheert worden war,
und begabte sie mit Marktgerechtigkeit. Noch eine Zeit lang dauerte
der Name Christiansdorf fort, bis das neue Gemeinwesen nach den
großen Privilegien oder Freiheiten, die es zur Beförderung des Berg-
baues erhielt, den Namen Freiberg erwarb, etwa in den Jahren
1187—89. Dem Kloster Zella aber ward als Ersatz für Freiberg
Roßwein abgetreten, das unterhalb Nossen nach Leisnig zu liegt.“)
Bald setzte der Markgraf in Freiberg einen Vogt ein als seinen
stellvertretenden Richter mit 24 Bürgern als Schöffen; deun die Stadt
bekam reichlich Zuzug auch von andern Einwohnern, als von Berg-
leuten, die von Goslar ihre eigene Verfassung mitgebracht hatten.
Ahr oberster Beamter war der Bergmeister, dem der Bergschreiber,
der Münzmeister und der Erheber der Abgaben, der Zehndner, zur
Seite standen. Der Segen des Bergbaues aber erweckte allenthalben hin
viel Staunen, da man anfangs noch viel gediegenes Silber fand, und
während er auf der einen Seite den wirtschaftlichen Wohlstand der
Mark über den der Nachbargebiete erhob, gab er auch Veranlassung
zur weiteren Erforschung und Urbarmachung des Miriquidiwaldes, der
nun allgemach seinen neuen Namen Erzgebirge gewann. Natürlich
*) Mit der oblgen Darstellung stimmt die gewöhnliche Überlleserung nicht
Überein, als hätten Goslarer Salzfuhrleute auf dem Wege nach Böhmen beim
Herauswuchten ihres im Morast stecken gebllebenen Vagens eine Silberstufe ge-
funden und so Veranlassung zum Bergbau gegeben. Diese Uberlieferung ist schon
lange durch den Umstand widerlegt, daß die Straße nach Böhmen viel weiter west-
lich über das Gebirge führte und erst später über Freiberg gelegt wurde.