Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 266 — 
Das Zerfallen des Fürstenbundes, der die sächsischen Fürsten 
durch ein gemeinsames Interesse aneinander gekettet hatte, ließ die 
alten Fehden wieder aufleben. Wieder lagen des Landgrafen Mannen 
vor dem Trotzer auf dum Siebtenberge, eroberten und zerstörten ihn; 
wieder lagen der Landgraf und Dietrich wider Albrecht zu Felde und 
besiegten ihn in einem bei Reveningen unweit Allstädt gelieferten 
Treffen. Mit Mühe und Not entkam Albrecht nach dem Kloster auf 
dem Petersberge bei Halle. So umstellt war er von den Feinden, 
daß er zur Verkleidung seine Zuflucht nehmen mußte. Propst Walther 
steckte ihn in eine Mönchskutte und geleitete ihn halbwegs bis Leipzig, 
wo der unglückliche Fürst zunächst ein Unterkommen fand. Hier erfuhr 
er zu seinem Schrecken, daß Kaiser Heinrich ihm gram sei und daß 
dessen Ministerialen, die seine Kammergüter in der Nachbarschaft ver- 
walteten, den Befehl erhalten hätten, gegen ihn zu rüsten. Die einzige 
Hilfe schien noch eine persönliche Bitte beim Kaiser in Aussicht zu 
stellen. Da dieser aber in Italien weilte, so übergab er seine festen 
Schlösser in Meißen seinem Oheim Bernhard von Sachsen und seinem 
Vetter Konrad von der Ostmark und eilte nach dem Süden, im Herbste 
des Jahres 1194. Aber der Kaiser, der damals offenbar schon seine 
bestimmten Pläne betreffs der wettinischen Lande verfolgte und seine 
Herrschaft in Unteritalien und Sizilien nach Tancreds Besiegung zu 
befestigen begann, ließ ihn gar nicht vor und so mußte Albrecht un- 
verrichteter Sache nach Deutschland zurückkehren. Um seinen Unmut 
einigermaßen jemand büßen zu lassen, ließ er einen kaiserlichen Mini- 
sterialen blenden, Bernhard mit Namen, den dessen Mißgeschick ihm in 
die Hände fallen ließ. 
Schon waren auf Geheiß des Kaisers böhmische und mährische 
Scharen unter Führung ihres Herzogs Heinrich ins Land gefallen und 
verwüsteten es nach der barbarischen Sitte der damaligen Zeit, auch 
des Kaisers Dienstmannen waren im Anzug. Da faßte Albrecht den 
Plan, seine Streitkräfte an einigen wenigen Punkten zusammenzuziehen, 
diese, er hatte Leipzig, Kamburg und Meißen im Sinne, besonders zu 
befestigen und zu verproviantieren, die andern festen Plätze aber ihrer 
Mauern zu berauben, damit sie den Gegnern keinen Stützpunkt ge- 
währen könnten. Ehe aber alle diese Dinge zum Austrag kamen, 
weilte Albrecht nicht mehr unter den Lebenden. Einer seiner Vertrauten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.