— 272 —
Fürsten ist es nur erhärtet worden. Aber es ist doch für ihn ein
Ehrenname geworden. Er wäre weniger bedrängt gewesen, wenn er
nicht, wie die vorangegangenen Wettiner auch, jederzeit an der kaiser-
lichen Sache, wenn auch nicht immer an der kaiserlichen Person, fest-
gehalten und darum eben allerlei Anfechtungen erfahren hätte. Ohne
Zweifel war er ein viel achtungswerterer Charakter als sein Bruder,
und daher erllärt sich wohl auch das sonst unwerständliche Einschreiten
der Mutter für seine Erbnachfolge. Auch hat kein Geringerer als
Walther von der Vogelweide ein rühmliches Zeugnis, wie es noch
weiterhin angeführt werden soll, für seine Zuverlässigkeit abgelegt, in
einer Zeit, von der derselbe Dichter klagend sang:
untriuwe ist in der saze
gewalt vert üf der straze,
frid' unde reht sint sére wunt.“)
Offenbar machte dem Heimgekehrten die Besitznahme der ange-
stammten Länder keine besonderen Schwierigkeiten. Nur kam es jetzt
vor allem darauf an, die Besitzergreifung auch reichsrechtlich gefestigt
zu sehen. Aber durch wen? Kaiser Heinrichs VI. Sohn, Friedrich,
war durch den früher erwähnten Frankfurter Tag zum Nachfolger
bestimmt worden; aber er zählte damals, am zweiten Weihnachtsfeier-
tag 1194 geboren, erst drei Jahre und weilte fern im Süden, in
Apulien oder in Sizilien unter der Obhut seiner Mutter Konstanze,
einer schwachen, der Kirche sehr ergebenen und vor allen Dingen
gänzlich undeutschen Frau. Das Papsttum aber, noch eben durch
Heinrichs markige Faust darniedergehalten, fand nach dem Tode des
milderen Cölestin III., 8. Januar 1198, in dem 37jjährigen energischen
und geistvollen Kardinal Lothar von Segni einen Papst mit Namen
Innocenz III., der die Ansprüche Gregors VII., wenn auch nicht in
ihrer Gesamtheit, so doch nach möglichster Thunlichkeit zu beleben
trachtete und darum vor allem in unserm unglücklichen Vaterlande
den Unfrieden schüren mußte. Die Deutschen kamen ihm hierin durch
ihre zwiespältige Politik auf halbem Wege entgegen. Während ein
Teil, an ihrer Spitze der Mainzer Erzbischof, an dem dem jungen
*) Untreue liegt im Hinterhalt
Und auf der Straße fährt Gewalt;
Friede und Recht sind arg verwundt!