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des Stauffen Philipp, das diesem alle Herzen gewann, stand seine
herrische, zufahrende, gewaltthätige und unzuverlässige Art in hellstem
Gegensatze. Und doch schien er der antistauffischen Partei zum Gegen-
könige gut genug. Drei Monate nach dem Mühlhauser Tage, am
9. Juni 1198, wurde der junge Welfe zu Köln unter Adolfs von
Berg, des Kölner Erzbischofs, Leitung gewählt und in Aachen am
12. Juli gekrönt.
Während nun Otto naturgemäß Anschluß an England suchte und
fand, schloß Philipp von Schwaben ein Bündnis mit dem Könige
Philipp II. August von Frankreich. Und nun begann in Deutschland
ein langwieriger Bürgerkrieg, der Südwest= und Mitteldeutschland auf
ein Jahrzehnt verwüstete, ohne daß dadurch ein dauernd gesicherter
Zustand errungen worden wäre. Dietrich von Weißenfels trat auf
Seite Philipps und erhielt von diesem die Markgrafschaft Meißen.
Bei der völlig veränderten Sachlage, wie sie nach Heinrichs VI. Tod
eingetreten war, konnte Philipp selbstverständlich nicht daran denken,
des Bruders Annexionspolitik fortzuführen; sie war ihm vielleicht nicht
einmal sympathisch. Bei der Gelegenheit der Belehnung mit der Mark
scheint Dietrich auch Leipzig erhalten zu haben, das bis dahin als Lehen
des Kaisers an den Merseburger Bischof gegolten hatte, seitdem Kaiser
Heinrich II. am 5. Oktober 1021 den uns bekannten Bischof Thietmar
mit diesem Orte belehnt hatte. Mit Dietrich traten auch sein Vetter
Konrad von der Ostmark und die übrigen Glieder des Hauses Wettin,
ingleichen Dietrichs Schwager, Ottokar Przemysl, der Herzog von
Böhmen, der seine Schwester Adela zur Frau hatte, auf die Seite
des Stauffen. Dietrichs Schwiegervater dagegen hatte anfangs Nei-
gung, sich Otto anzuschließen; bei seinem verschwenderischen Leben hatte
eine größere Geldsumme, die ihm Otto für seinen Abfall von Philipp
in Aussicht stellte, etwas sehr Verlockendes. Doch wahrte er noch
eine Weile den Schein; er war überhaupt eine politische Wetterfahne
und nahm Partei, je nachdem es ihm seine Laune oder augenblicklicher
Vorteil an die Hand gab. Dietrich aber hat in der Folgezeit immer
treu zu dem einmal Erkorenen gestanden, in einer Zeit, da sonst
auf niemand Verlaß war; erst nach Jahren, als Philipp seinem
Versprechen in der böhmischen Angelegenheit nicht treu blieb, von
der noch des weiteren die Rede sein wird, wandte sich Dietrich