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Meißen und seine wettiner Vettern. Dementsprechend beteiligte sich
Dietrich an der Einschließung von Braunschweig, als Ende Juni
1200 Philipp zum zweitenmal vor die Stadt zog, die von dem
Pfalzgrafen Heinrich verteidigt wurde, während Otto am Rheine
weilte. In die Enge getrieben, bot der Pfalzgraf seine Unterwerfung
an. Merkwürdigerweise ließ sich Philipp durch den Rat des Herzogs
Bernhard von Sachsen und des Grafen Adolf von Holstein, zweier
Lgeschworenen Feinde des Welfentums, bewegen, die Hand des Pfalz-
grafen zurückzuweisen, durch deren Annahme der Thronstreit höchst-
wahrscheinlich sehr rasch zu Ende geführt worden wäre. Ein Sturm
auf die Stadt mißlang dann noch im letzten Augenblicke und somit
trat eine gewisse Entmutigung ein, die vielleicht auch begleitet war
von dem Arger der andern Fürsten über die nicht angenommenen
Versöhnungsvorschläge des Pfalzgrafen, der sich bei seinen Standes-
Lenossen großer Sympathie erfreute. Daraus erklärt sich die Wei-
gerung des Markgrafen von Brandenburg, Dietrichs von Meißen und
des Bischofs von Halberstadt, weiter an der Belagerung teilzunehmen;
sie beriefen sich dabei auf die Schwierigkeit der Verpflegung, die wegen
der Verwüstung der umliegenden Gegenden nicht mehr zu beschaffen
sei. Somit hob Philipp am 21. August 1200 die Belagerung auf.
Es machte das zwar einen üblen Eindruck, aber trotzdem stieg das
Ansehen des Stauffen im Reiche noch in nächster Zeit.
Da trat die Kurie auf den Plan; am 1. März 1201 sprach Inno-
cenz III. der bisher eine zuwartende Haltung gezeigt hatte, Otto seine
Anerkennung aus und hob dadurch das gesunkene Ansehen des Gegen-
königtums. Jetzt war es für Philipp an der Zeit, zu wissen, ob die
Fürsten auch jetzt noch den Standpunkt der Erklärung von Speier festzu-
halten gesonnen seien, und entbot sie für den September 1201 nach Bam-
berg. Er hatte die Genugthuung, daß trotz des päpstlichen Gebotes, ihn,
den Gebannten, zu meiden und trotz des über seine künftigen Anhänger
verhängten Bannfluches, doch zahlreiche Erzbischöse und Bischöfe und
welltliche Fürsten erschienen, unter letzteren auch die Wettiner und der
Landgraf Hermann. Dieselben Fürsten unterzeichneten dann im Ja-
muar 1202 auf einem Hoftage zu Halle einen erneuten Protest gegen
die päpstliche Politik. Freilich war dieser nicht so schneidig gehalten,
wie die Erklärung von Speier; die Protestierenden machten den da-