Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 277 — 
Meißen und seine wettiner Vettern. Dementsprechend beteiligte sich 
Dietrich an der Einschließung von Braunschweig, als Ende Juni 
1200 Philipp zum zweitenmal vor die Stadt zog, die von dem 
Pfalzgrafen Heinrich verteidigt wurde, während Otto am Rheine 
weilte. In die Enge getrieben, bot der Pfalzgraf seine Unterwerfung 
an. Merkwürdigerweise ließ sich Philipp durch den Rat des Herzogs 
Bernhard von Sachsen und des Grafen Adolf von Holstein, zweier 
Lgeschworenen Feinde des Welfentums, bewegen, die Hand des Pfalz- 
grafen zurückzuweisen, durch deren Annahme der Thronstreit höchst- 
wahrscheinlich sehr rasch zu Ende geführt worden wäre. Ein Sturm 
auf die Stadt mißlang dann noch im letzten Augenblicke und somit 
trat eine gewisse Entmutigung ein, die vielleicht auch begleitet war 
von dem Arger der andern Fürsten über die nicht angenommenen 
Versöhnungsvorschläge des Pfalzgrafen, der sich bei seinen Standes- 
Lenossen großer Sympathie erfreute. Daraus erklärt sich die Wei- 
gerung des Markgrafen von Brandenburg, Dietrichs von Meißen und 
des Bischofs von Halberstadt, weiter an der Belagerung teilzunehmen; 
sie beriefen sich dabei auf die Schwierigkeit der Verpflegung, die wegen 
der Verwüstung der umliegenden Gegenden nicht mehr zu beschaffen 
sei. Somit hob Philipp am 21. August 1200 die Belagerung auf. 
Es machte das zwar einen üblen Eindruck, aber trotzdem stieg das 
Ansehen des Stauffen im Reiche noch in nächster Zeit. 
Da trat die Kurie auf den Plan; am 1. März 1201 sprach Inno- 
cenz III. der bisher eine zuwartende Haltung gezeigt hatte, Otto seine 
Anerkennung aus und hob dadurch das gesunkene Ansehen des Gegen- 
königtums. Jetzt war es für Philipp an der Zeit, zu wissen, ob die 
Fürsten auch jetzt noch den Standpunkt der Erklärung von Speier festzu- 
halten gesonnen seien, und entbot sie für den September 1201 nach Bam- 
berg. Er hatte die Genugthuung, daß trotz des päpstlichen Gebotes, ihn, 
den Gebannten, zu meiden und trotz des über seine künftigen Anhänger 
verhängten Bannfluches, doch zahlreiche Erzbischöse und Bischöfe und 
welltliche Fürsten erschienen, unter letzteren auch die Wettiner und der 
Landgraf Hermann. Dieselben Fürsten unterzeichneten dann im Ja- 
muar 1202 auf einem Hoftage zu Halle einen erneuten Protest gegen 
die päpstliche Politik. Freilich war dieser nicht so schneidig gehalten, 
wie die Erklärung von Speier; die Protestierenden machten den da-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.