— 278 —
mals in Deutschland anwesenden päpstlichen Legaten, den Kardinal-
bischof Guido von Präneste, für die entstandenen Wirren verant-
wortlich und gaben sich den Anschein, als ob sie an die Möglichkeit
einer Zustimmung des Papstes zu solcher Politik nicht zu glauben
vermöchten. Uberdies war schon Verrat im Zuge. Hermann von
Thüringen wandte sich, nachdem unnützerweise Philipp das Jahr 1202
mit Verhandlungen aller Art vertrödelt hatte, 1203 wieder offen der
Sache Ottos zu, mit dem er schon vorher in geheimem Einverständnisse
gewesen war, ebenso wie der Erzbischof von Salzburg und der Bischof
von Würzburg und endlich Ottokar von Böhmen, dem viel an der
Anerkennung seiner Königswürde durch den Papst lag und an der
Bestätigung seiner auf Säkularisierung des Prager Bistums gerichteten
Maßregeln; er hätte letzteres auch gern zu einem Erzbistum erhoben
und dadurch von der Mainzer Oberhoheit getrennt gesehen. Außer-
dem aber hatte er einen Handel, der ihn vom Wohlwollen des Papstes
abhängig machte, andererseits aber die Wettiner, insbesondere aber
Dietrich von Meißen, bei dem Stauffer aushalten ließ.
Nach fast zwanzigjähriger Ehe hatte nämlich König Ottokar seine
Gemahlin Adela, die Schwester Dietrichs, die ihm mehrere Kinder
geschenkt hatte, durch ein unwürdiges Scheidungsverfahren verstoßen.
Die Scheidung hatte in durchaus anfechtbarer Weise der Bischoß
Daniel von Prag vollzogen; gegen sein Verdikt hatte Adela an den
Papst appelliert. Ottokar aber hatte aus Gründen ehrsüchtiger Politik
noch im Jahre 1199 Konstanze von Ungarn als Gattin heimgeführt.
Es kam nun darauf an, ob Papst Innocenz III. sich der verstoßenen
meißnischen Adela ebenso annehmen werde, wie kurz vorher der fran-
zösischen Königin Ingeborg in gleicher Lage. Das befürchtete Ottokar;
darum fiel er von der Sache des Stauffers ab und Innocenz —
verschob die Entscheidung, um ihn immer an diesem Bande fest-
halten zu können. Während aber Ottokar heimlich rüstete und sich
mit dem Landgrafen Hermann ins Einvernehmen setzte, wußte er
Philipp noch durch Versprechungen hinzuhalten und zu täuschen. Doch
sah dieser noch im April 1203 ein, daß der Krieg mit dem Böhmen
und dem Thüringer unvermeidlich sei. Als sichere Bundesgenossen
boten sich ihm der schwer beleidigte Dietrich von Meißen an und mit
ihm die andern Wettiner. Sie befürworteten die Absetzung Ottokars