Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Deutschland nach kaum gewonnenem Frieden erneut in die Wirren des 
Bürgerkrieges stürzen mußte. 
Zumächst gelang es Otto, allerdings auf wesentlich friedlichem Wege, 
durch Verhandlungen, die Fürsten auf seine Seite zu ziehen, so daß er 
schon am 11. November 1208 auf dem Reichstage zu Frankfurt allgemein 
als König anerkannt wurde. Auch Dietrich von Meißen war gegen- 
wärtig; sein Siegel ist noch an einer von dem neuen Könige für den 
Herzog Ludwig von Bayern unter dem 15. November 1208 ausge- 
stellten Urkunde erhalten geblieben. Wir wissen, daß er schon vor 
Philipps Tode zu Otto in Beziehungen getreten war; offenbar hatte 
ihm Otto verheißen, endlich in der böhmischen Sache eine Entscheidung 
herbeizuführen, falls er zur königlichen Macht gelangen sollte. Als 
dann Otto in der ersten Hälfte des folgenden Jahres in Thüringen 
md Sachsen weilte, war Dietrich auch bei ihm zu Allenburg, 
Merseburg und Braunschweig. An letzterem Orte veranstaltete Otto 
den in großer Menge erschienenen Reichsfürsten am Pfingsttage 
(17. Mai) ein glänzendes Fest. Dies wurde durch einen unange- 
nehmen Zwischenfall gestört. Erzbischof Albrecht von Magdeburg 
nämlich, der früh das Hochamt abhielt, erklärte unter der Messe, 
daß Dietrich von Meißen exkommuniziert sei und die Kirche deshalb 
zu verlassen habe. Die Vorstellungen der anderen Anwesenden fruch- 
teten nichts gegen die anmaßende Taktlosigkeit des Kirchenfürsten, 
auch der König bat vergeblich und geleitete dann persönlich seinen 
beschämten Gast aus der Kirche. Erst am nächsten Tage wurde der 
ärgerliche Streit, der seinen Ausgang von der willkürlichen Besetzung 
einer Pfarrstelle in der Diözese des Erzbischofs genommen zu haben 
scheint, durch die Nachgiebigkeit Dietrichs beigelegt. 
Am 6. Mai 1210 verstarb Markgraf Konrad von der Niederlausitz 
ohne männliche Erben. Ohne Anstand gingen seine Lehen an den 
Meißner über, der allerdings für die Mutung des Lehens bei Otto 
an diesen 15 000 Mark Silbers zahlen mußte; doch erließ ihm Otto 
ein Drittel der Summe. Die Belehnung fand zu Landsberg statt und 
ward nicht von Otto selbst vollzogen, sondern von seinem Truchseß 
Gunzelin von Wolfenbüttel, gegen den sich noch vor drei Jahren das 
Schwert des Neubelehnten vor Lichtenberg bei Goslar erfolgreich ge- 
wandt hatte. Otto IV. weilte nämlich um jene Zeit noch in Italien,
	        
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