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wo er sich am 4. Oltober 1210 von Innocenz die Kaiserkrone holte.
Aber schon da zeigte sich die beginnende Spannung zwischen ihm und
dem Papste, da er nicht gesonnen war, die kaiserlichen Hoheitsrechte
über Italien aufzugeben, und diese Spannung wurde noch im November
desselben Jahres zum völligen Bruch, als Otto die zwischen der Kurie
und dem Reiche streitigen Gebietsteile besetzte und den Angriff auf
das sizilische Reich vollendete, das der Papst als Vormund des
jüngeren Friedrich, Heinrichs VI. nachgelassenen Sohnes, verwaltete
und als ein Lehen des Papsttumes ansah. Am 18. November 1210
belegte Innocenz Otto IV. mit dem Banne, und um dieser etwas
abgenutzten Waffe größere Kraft zu verleihen, verbündete er sich
mit dem Könige Philipp II. August von Frankreich und rief die
deutschen Fürsten zur Empörung gegen den Feind der Kirche auf
Erzbischof Siegfried von Mainz gab sich zum päpstlichen Agenten
wider Otto her und auf sein, des Erzkanzlers im Reiche, Beispiel kam
es doch in erster Linie an. Zu ihm gesellte sich alsbald der immer
schwankende Landgraf Hermann von Thüringen, der von Frankreich
aus bearbeitet worden war, und Ottokar von Böhmen.
Für dessen Stellungnahme war immer noch sein Verhältnis zu Adela,
Dietrichs Schwester, und dessen Beurteilung durch den Papst maßgebend.
Letzterer brachte am 13. April 1210 den unglücklichen Prozeß wieder in
Gang; am 11. November sollten vor einem päpstlichen Legaten die Ver-
handlungen beginnen. Sie begannen aber nicht, aus dem einfachen
Grunde, weil Ottokar unterdessen dem Papste seine Bereitwilligkeit an den
Tag gelegt hatte, die Fahnen des der Kurie verhaßten Otto zu verlassen.
Darüber starb dann die unglückliche Frau am 2. Februar 1211 in
dem von ihr gegründeten Cisterzienser-Frauenstifte zu Meißen, ohne
daß ihr auf Erden ihr Recht geworden wäre. Für Ottokar war da-
mit freilich die drohendste Gefahr aus der Welt geschafft; aber da aus
seiner Ehe mit Adela noch ein Sohn, Wratislav, vorhanden war, so
blieb noch immer die Möglichkeit, ihn mit diesem zu ängstigen; eine
Nichtigkeitserklärung seiner ersten Ehe durch die Kurie mußte ihm als
äußerst wünschenswert für die ungeteilte Erbfolge seiner mit Konstanze
von Ungarn erzeugten Kinder erscheinen. Hieraus ergab sich aber ganz
von selbst die Stellung Dietrichs von Meißen, der sicher nicht mit
dem verhaßten böhmischen Schwager bei den von dem Mainzer Sieg-