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fried im Geheimen zu Naumburg im Frühling 1211 abgehaltenen
Beratungen zugegen war, die dort den Mainzer, den Böhmen und
den Landgrafen, vielleicht auch den Magdeburger Erzbischof ver-
einigten. Ebensowenig ist er dann auf einer ähnlichen Versammlung
zugegen gewesen, die scheinbar einer andern Sache wegen, der des
Bischofs Ekbert von Bamberg, nach dessen Stadt vom Mainzer ange-
sagt worden war. Diese Intriguen des Erzbischofs und des Landgrafen
hatten keineswegs Erfolg; die öffentliche Meinung, die sich wohl am
besten in den Kampfgedichten Walters von der Vogelweide wider die
Kurie zum Ausdrucke gebracht findet, hielt es mit dem energischen
Könige wider die Pfaffen. Für die Zeit der Rückkehr Ottos, Früh-
jahr 1212, ist jenes Willkommgedicht verfaßt worden, in dem er
Dietrichs Treue in der oben mitgeteilten Weise rühmt und von der
Bereitwilligkeit auch der meisten andern Fürsten spricht, bei ihm aus-
harren zu wollen, obschon kurz vorher, Anfang September, in Nürn-
berg die Führer der Opposition, der König von Böhmen, die Herzöge
von Bayern und Osterreich, der Landgraf von Thüringen, der Erz-
bischof von Mainz sich zusammengefunden und den jungen Friedrich II.
von Neapel und Sizilien, den Sohn Heinrichs VI, als König aus-
gerufen hatten. So war der von Otto um Ostern 1212 zu Frank-
furt abgehaltene Reichstag von vielen Laienfürsten besucht, während
die geistlichen Machthaber wegen des über ihn verhängten Bannes
sich in der Mehrzahl abseits hielten. Es erschien aber auch Ludwig
von Bayern da, der die Unternehmung seiner Mitverschworenen von
Nürnberg also doch wohl für aussichtslos gehalten haben muß.
Auch Dietrich von Meißen war gegenwärtig; er erhielt vom Kaiser
Otto die bestimmte Zusage, daß sein Neffe, der oben genannte nach-
gelassene Sohn Adelas, Wratislav, an Stelle des abzusetzenden Vaters
Ottokar in Böhmen herrschen sollte. Dafür verpflichtete sich Dietrich
zum Beistande des Kaisers gegen den Böhmen und gegen den eigenen
Schwiegervater, den Landgrafen Hermann. Zu Nürnberg erfolgte dann
auch nach dem Wahrspruche eines von Otto eingesetzten Fürstengerichtes.
am 13. Mai 1212 die Absetzung Ottokars, mit dessen Landen gemäß
der Abmachung Wratislav belehnt wurde. Die Aussichten auf die
Verwirklichung solcher Beschlüsse schienen nicht gering, da Ottokars
eigener Bruder, Markgraf Heinrich von Mähren, um dieselbe Zeit zum