Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 288 — 
fried im Geheimen zu Naumburg im Frühling 1211 abgehaltenen 
Beratungen zugegen war, die dort den Mainzer, den Böhmen und 
den Landgrafen, vielleicht auch den Magdeburger Erzbischof ver- 
einigten. Ebensowenig ist er dann auf einer ähnlichen Versammlung 
zugegen gewesen, die scheinbar einer andern Sache wegen, der des 
Bischofs Ekbert von Bamberg, nach dessen Stadt vom Mainzer ange- 
sagt worden war. Diese Intriguen des Erzbischofs und des Landgrafen 
hatten keineswegs Erfolg; die öffentliche Meinung, die sich wohl am 
besten in den Kampfgedichten Walters von der Vogelweide wider die 
Kurie zum Ausdrucke gebracht findet, hielt es mit dem energischen 
Könige wider die Pfaffen. Für die Zeit der Rückkehr Ottos, Früh- 
jahr 1212, ist jenes Willkommgedicht verfaßt worden, in dem er 
Dietrichs Treue in der oben mitgeteilten Weise rühmt und von der 
Bereitwilligkeit auch der meisten andern Fürsten spricht, bei ihm aus- 
harren zu wollen, obschon kurz vorher, Anfang September, in Nürn- 
berg die Führer der Opposition, der König von Böhmen, die Herzöge 
von Bayern und Osterreich, der Landgraf von Thüringen, der Erz- 
bischof von Mainz sich zusammengefunden und den jungen Friedrich II. 
von Neapel und Sizilien, den Sohn Heinrichs VI, als König aus- 
gerufen hatten. So war der von Otto um Ostern 1212 zu Frank- 
furt abgehaltene Reichstag von vielen Laienfürsten besucht, während 
die geistlichen Machthaber wegen des über ihn verhängten Bannes 
sich in der Mehrzahl abseits hielten. Es erschien aber auch Ludwig 
von Bayern da, der die Unternehmung seiner Mitverschworenen von 
Nürnberg also doch wohl für aussichtslos gehalten haben muß. 
Auch Dietrich von Meißen war gegenwärtig; er erhielt vom Kaiser 
Otto die bestimmte Zusage, daß sein Neffe, der oben genannte nach- 
gelassene Sohn Adelas, Wratislav, an Stelle des abzusetzenden Vaters 
Ottokar in Böhmen herrschen sollte. Dafür verpflichtete sich Dietrich 
zum Beistande des Kaisers gegen den Böhmen und gegen den eigenen 
Schwiegervater, den Landgrafen Hermann. Zu Nürnberg erfolgte dann 
auch nach dem Wahrspruche eines von Otto eingesetzten Fürstengerichtes. 
am 13. Mai 1212 die Absetzung Ottokars, mit dessen Landen gemäß 
der Abmachung Wratislav belehnt wurde. Die Aussichten auf die 
Verwirklichung solcher Beschlüsse schienen nicht gering, da Ottokars 
eigener Bruder, Markgraf Heinrich von Mähren, um dieselbe Zeit zum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.